Angesägt und Abgesägt – Baumfällungen im Großen Zschand

Im Januar gab es einen Artikel bei der Sächsischen Zeitung, dass die Nationalparkverwaltung auch in der Schutzzone Schädlings-Holz schlägt und abtransportiert. Der Große Zschand war ab Zeughaus gesperrt. Der Buschfunk vermeldete gar großräumige Kahlschläge.

Zschandtaten?

Holzeinschlag Zschandstraße

Holzeinschlag Zschandstraße

Nun habe ich mir am vergangenen Samstag selbst ein Bild gemacht. Links und rechts der Zschanstraße ab Zeughaus wurden kranke Fichten umgesägt und hangseitig gelegt. Dem Werk des Borkenkäfers hat man hier vorgegriffen. Einige Bäume wurden in 2-3 m Höhe abgesägt. Das sieht erstmal sehr eigenartig aus. Die Stämme bleiben als Kleinstbiotope stehen. Der große Kahlschlag und ein flächiges herausholen des Käferholzes ist keineswegs zu sehen und beweist sich damit als Falschmeldung. Der Holzeinschlag verlief offensichtlich im Rahmen von Verkehrssicherungsmaßnahmen. Die Zschandstraße ist bis zum Abzweig Hickelschlüchte auch als Rettungsweg und Feuerwehrzufahrt freigehalten werden. Und bevor irgendwann wöchentlich Totholz auf dem Weg zu entfernen ist, hat man Vorsorge betrieben. Hinten am Abzweig Hickelschlüchte, wo die touristische Infrastruktur aufhört, war auch Schluss mit Holzeinschlag.
Beim Abzweig Weberschlüchte (Bergpfad) wurden nur im Eingangsbereich ein paar Bäume gefällt. Er ist weiter problemlos begehbar. Auch die Kletterzugänge wurden auf den ersten Blick freigehalten. Löfflerschlüchte sahen sehr gut aus. Sandschlüchte ebenso. Die negative Nachricht: Auf die anderen Schlüchte Richtung Thorwalder Wände hat man wenig Rücksicht genommen, was leider kaum überraschend ist. Brücknerschlüchte und Erlenschlüchte sahen Eingangs recht verhauen aus.

Symptomatisches Bild

Symptomatisches Bild

Der Große Zschand hinterlässt nun etws den Eindruck wie nach einem Tornado, der seine Schneise entlang des Weges zog. Das ist nicht unbedingt schön anzusehen. Aber das bringt der Waldumbau nun mal mit sich. Die Nationalparkverwaltung hätte sich sicherlich nicht träumen lassen, wie enorm der Käferbefall innerhalb weniger Monate um sich greift. Letztlich bliebe nur die Alternative des kompletten Kahlschlages eines riesigen Areals. Das wird man aus verschiedenen Gründen hier im Nationalpark nicht tun. Und so müssen sich langsam alle an den Anblick tot stehender und liegender Fichten gewöhnen. Das letzte Jahr war vom Schadensausmaß für Schädlinge wie Borkenkäfer, Kupferstecher und Buchdrucker das schlimmste seit 1946. Eine ausführliche Abhandlung über diese Problematik ist in der aktuellen Ausgabe des SSI-Heftes zu finden.
http://www.ssi-heft.de/

Was bringt die Zukunft?

Totholz Reitsteig

Zukunft im Nationalpark

Auf dem Reitsteig Eingangs der Thorwalder Wände sowie am kleinen Winterberg bekommt man schon jetzt einen Vorgeschmack, wie es in weiten Teilen der hinteren Sächsischen Schweiz künftig aussehen wird. Es ist eine spannende Entwicklung. Die Natur scheint in sehr kurzer Zeit einen Umbruch zu vollbringen, welcher mit Menschenhand nicht möglich gewesen wäre. Leider geht damit auch einher, dass einige alte Wege mit dem umfallen und liegenbleiben starker Fichten künftig gänzlich unbegehbar sein könnten. Die zuständige Nationalparkverwaltung kümmert sich schließlich nur um das markierte Wegenetz. Auch wenn die Verordnung eine Begehbarkeit der „Nebenwege“ nicht vorsieht, hoffe ich – und so manch anderer Wanderfreund ebenso – dass uns neben dem markierten Wegenetz die einsamen Schlüchte im Großen Zschand noch lange erhalten bleiben. Kaum schreibe ich diesen Beitrag, jagt das nächste Orkantief durch die Felsenheimat…

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