Rügen im März

Steilküste bei Sassnitz

Vom 8. bis 14. März durfte ich als einer der letzten Touristen noch geplanten Urlaub auf der Insel Rügen machen. Der beschauliche Küstenort Lohme war mein Ausgangspunkt. Ich war je nach Wind- und Wetterlage viel an den Küsten unterwegs. Gerade in der Nebensaison ist es dort fantastisch und erholsam. Ein wunderbarer Kontrast zum Mittelgebirge, was man täglich vor der Tür hat. Von der sauberen Seeluft ganz zu schweigen.
Tagesausflüge an den Wochenenden im Elbsandsteingebirge gehören dazu. Aber um richtig vom Alltag abschalten zu können, ist letztlich doch eine gewisse räumliche Distanz notwendig. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Umso krasser die derzeitig notwendigen Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie, ohne Sicht auf zeitnahe Besserung.

Ich habe mich entschlossen, ein paar Impressionen online zu stellen, womit Rügen quasi zur Felsenheimat adaptiert ist 😉
Sand, Stein und Sandstein findet man dort ja auch zu genüge.

Frühblüher

Die relativ milde Witterung der letzten Wochen lässt vorzeitig viele Frühblüher erblühen. Die ersten bunten Tupfer in der Landschaft, bevor im April die Vegetation explodiert. Ich habe mir einmal bewusst die Zeit genommen, die manchmal unscheinbar wirkenden Blümlein zu identifizieren. Schneeglanz war weit verbreitet. Huflattich hat die Kreidefelsen auffällig eingefärbt.

Steine und Fossilien

Strand und Rügen weckte in mir bis vor einiger Zeit lediglich die Verknüpfung: Baden, sonnen, Sandburg bauen.
Kann man mal machen. Ist aber nix, womit ich tagelang meinen Urlaub zubringen würde. Liegt daran, als Kind nur Strandkorb und Sandstrand bei 2-3 Rügenaufenthalten gesehen zu haben.
Es geht auch anders. Sellin, Sassnitz, Lohme, Arkona. Völlig unterschiedliche charakteristik der Strandsteine. Windrichtung und Wellengang verändern zusätzlich binnen Stunden Strandabschnitte. Geologie im Zeitraffer. Strandsteine zu bestimmen ist allerdings gar nicht so einfach, wie ich dachte. Durch die vielen Variationen im Mineraliengefüge. Und dann sind da noch die Fossilien. In Kalk, Kreide oder Flint findet man mit etwas Glück Donnerkeile (Belemniten), Schwämme, Muschelabdrücke, versteinerte Austern, Seeigelabdrücke usw.

Ein Nationalpark, Wegesperrungen und Felsabbrüche

Königsstuhl

Die Überschrift kommt euch aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz sicher bekannt vor.
Auf Rügen existieren ähnliche Probleme. Am Königsstuhl im Nationalpark Jasmund gibt es eigentlich einen Abstieg über viele Stufen hinab zum Strand. Im Jahr 2016 gab es starke Beschädigungen des Weges durch Erdrutsche und Felsabbrüche. Bis dahin wurden die Treppen immer wieder repariert. In den vergangenen Jahren gab es eine Reihe von Abbrüchen an der Kreideküste. Die „Wissower Klinken“ als wunderbare Felsgebilde waren lange Zeit das Aushängeschild der Steilküste. Bis sie 2005 reihenweise ins Tal stürzten. Also selbstverständlich muss die Sicherheit absoluten Vorrang haben. Die Gefahr von Hangrutschen ist dort bei weitem höher als im Elbsandsteingebirge. 2016 entschied die Nationalparkverwaltung den Königsstuhlabstieg aufzugeben. Er wurde gesperrt und dem natürlichen Verfall preisgegeben.
Ich bin von Lohme die gut 4 Kilometer entlang der Küste bis dahin gelaufen und habe mir von unten ein Bild gemacht. Schon auf den ersten Metern wäre der Aufstieg nur noch unter Lebensgefahr begehbar. So schlimm hätte ich mir das nicht vorgestellt. Man sollte die Formulierung „gesperrter Aufstieg“ durch „unbegehbarer Aufstieg“ ersetzen.
Nun das Hauptproblem: Der nächstmögliche Aufstieg befindet sich am „Kieler Ufer“. Und das sind weitere 3 Kilometer. Klingt vielleicht nicht viel, aber man läuft nonstop über Steinfelder und nebenher liegen in unregelmäßigen Abständen Bäume quer. Selbst bei ignorieren aller Donnerkeile und Strandschönheiten benötigt man das dreifache an Gehzeit.
Rückweg über Hochuferweg nach Lohme sind vom Kieler Ufer dann ca. 7 Kilometer. Die kürzest mögliche Rundwanderung beträgt damit 14-15 Km (inkl. 7 Km Steinküste). Das macht kaum jemand.
Nicht nur für Lohme wirkt sich die Schließung des Königsstuhlabstieges negativ aus. Deswegen fordert eine Bürgerinitiative die Erneuerung der Treppe. Diese Lösung scheint aber viel zu einfach. Deswegen steht jetzt ein Millionenteuerer Aufzug in der Diskussion.
Das passt dann auch besser ins Bild für einen Nationalpark, wo man für eine Aussicht 9,50 EUR bezahlen muss. Das Nationalparkzentrum soll ganz interessant sein, aber nicht jeder hat die Zeit dafür oder will bei schönem Wetter stundenlang indoor verbringen. Damit scheint mir der Königsstuhl die in Deutschland teuerste natürliche Aussicht zu sein. Zum Glück gibt es ringsherum noch andere frei zugängliche Aussichtspunkte.

Die Zeit da oben ist rasend schnell vergangen. Ich hatte großes Glück, noch den letztmöglichen Zeitraum zu erwischen, wo überhaupt Urlaub möglich war. Wenige Tage danach wurde die Insel für Touristen abgeriegelt. Als ich die Berichte im TV sah, bekam ich Gänsehaut. Heute darf ich aus Freizeitgründen nicht einmal mehr mein Gemeindegebiet verlassen, lt. Festlegung des sächsisch-königlichen Landrates Geisler.

Schon im Mai wäre ich am liebsten wieder auf die Insel gereist. Jetzt wäre ich schon froh, wenn es im Herbst nochmal klappen könnte. Ähnlich wie in der Sächsischen oder Böhmischen Schweiz ist der Tourismus dort Haupteinnahmequelle. Die Saison da oben ist sogar noch kürzer. Sollten im Juni die Coronaviren eingedämmt sein, wird es auch kurzfristig noch viele Buchungen geben und man kommt mit einem blauen Auge davon.

Folgend noch ein paar Urlaubsbilder aus Lohme, Sassnitz, Nordperd Göhren, Nordstrand Arkona, Sellin, Dranske und vom Wreechensee. Das Wetter war sehr schön. Sonne-Wolken-Mix. Paar Schauer. Wind. Alles was man an der Küste erwartet. Hachja………………….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.