Sperr-Wahnsinn trifft hinterste Kuhdörfer

Blick von der Oelsener Höhe

Heute zum Ostersonntag war schönes Wetter, also was macht man an solchen Tagen? #Stay home. Nein natürlich nicht. Man geht raus unter Folgeleistung der komischen Paragraphen 2 (14) und wandert vorrangig im Umfeld des Wohnortes. Draußen trifft man diese Tage Familien, Radfahrer, Zweiergruppen. Insgesamt ist eindeutig zu sehen, dass sich alle Leute an die Regeln halten und keine größeren Gruppen unterwegs sind. Meine Tour führte mich heute u.a. Talsperre Gottleuba und die Oelsener Höhe. Ich könnte hier nun schöne Bilder zeigen…

Leider wird die gesamte Tour getrübt durch blinden Aktionismus der Ordnungsbehörde. Nicht irgendeiner Behörde. Sondern die meines eigenen Wohnortes. Nachdem Landrat Geisler vor 2 Wochen die Sperrung aller Parkplätze im Landkreis Sächsische-Schweiz Osterzgebirge angeordnet hat, folgte unsere Gemeindeverwaltung blind und ließ umgehend Parkverbotsschilder aufstellen:

  • am Labyrinth Langenhennersdorf (ok, da ist wirklich manchmal viel los, jetzt stehen die PKWs aber nicht auf dem Parkplatz, sondern alle daneben auf dem Feld wo es nicht verboten ist)
  • am Augustusberg (das nutzen meist nur Einheimische ältere Menschen um die paar Meter zum Aussichtspunkt zu spazieren)
  • am Parkplatz Aussichtspunkt Talsperre (führt dazu, dass die Leute direkt mit dem Auto bis nach oben fahren, nutzen eher die Einheimischen)
  • am Parkplatz Oelsener Höhe (nutzen vorwiegend Einheimische, die mal keine große Strecke laufen wollen)

Parkverbot Wanderparkplatz Oelsener Höhe

Die ganzen Parkplätze werden momentan vornehmlich von den Einheimischen genutzt, denn andere Leute sind entsprechend den Regeln sowieso kaum unterwegs. Die Straßen sind leer. Die Welt steht ja still.

OK, ich dachte man hat den Käse mitgemacht und die Schilder aufgestellt. Damit sollte man es doch bewenden lassen. Man wird doch nicht etwa… ?

Oelsen, Ostersonntag, 15.30 Uhr..

..ein Auto mit einheimischen Kennzeichen (PIR) parkt am Wanderparkplatz Oelsener Höhe. Ein Rentnerehepaar kommt uns entgegen. Um die Aussicht und das schöne Wetter zu genießen. ZACK, da taucht das orangene Bauhofauto der Gemeinde Bad Gottleuba-Berggießhübel auf. Mein erster Gedanke war: Gut, vielleicht laden die ja die Parkverbotsschilder wieder ein?! Nix da, die Herren sind vom Ordnungsamt und verteilen ein Knöllchen. Pech für alle Beteiligten, dass ich das gerade gesehen habe. Mein Anliegen, raus zu gehen, und während einer Wanderung von der ganzen Corona-Sch**** mal abschalten zu können = Pustekuchen. Das habe ich natürlich fototechnisch dokumentiert. Also mit meinem Smartphone ein Bild von der Ferne gemacht. Weil ich der festen Überzeugung bin, diesen Irrsinn muss man dokumentieren. Im hintersten Kuhdorf der Gemeinde, am letzten Zipfel kurz vor der tschechischen Grenze, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, verteilt das Ordnungsamt am Ostersonntag Knöllchen an Einheimische Rentner, die wir doch eigentlich schützen sollen?! Egal.. weitergewandert.

Ordnungsamt sorgt für Ordnung in Oelsen

Ordnungsamt hat derweil direkt an der Oelsener Höhe nach dem Rechten gesehen. Auto kommt zurückgefahren. ZACK. Tür auf, springt ein aufgeregter Herr aus dem Wagen. Will meine Personalien aufnehmen. Selbstverständlich bekommt er meinen Ausweis. Ich hätte unbefugt Foto und Videoaufnahmen von ihm gemacht. Ich soll eine Anzeige bekommen. Gegen welches Gesetz ich verstoßen habe, konnte er mir nicht sagen. Aber außerdem wäre ich zu weit vom Wohnort entfernt. Ich würde bald Post bekommen. Er missachtet nebenbei alle Hygieneregeln, rückt mir viel zu sehr auf die Pelle und trägt keine Schutzmaske. Sachliche Diskussion war nicht erwünscht. Das war Luftlinie 8 Km von meiner Wohnungstür entfernt, 9,6 Km Wegstrecke lt. Google Maps.

Ich würde gerne etwas Positives zu meinem wohnortnahen Umfeld schreiben. Zu der schönen Natur. Deswegen betreibe ich ja diesen Blog. Durch solche Aktionen rücken leider die Beschränkungen wieder in den Vordergrund. Ganz nebenbei erwähnt: Im gesamten Gemeindegebiet Bad Gottleuba-Berggießhübel gibt es auf städtischen Flächen keine gebührenpflichtigen Parkplätze. Das ist positiv. Liegt auch darin, dass wir als touristisches Randgebiet eigentlich über jeden Gast froh sind, der da kommt.

Knöllchen

Zumindest bis vor 3 Wochen war das noch so.

Noch ein Kuriosum am Rande:

Viele Wanderparkplätze in der Sächsischen Schweiz betreibt der Sachsenforst bzw. die Nationalparkverwaltung. Die derzeitigen Sperrungen dort sind sehr umstritten und eigentlich nicht legitimiert. Falls dort jemand ein Bußgeld zu bezahlen hat, könnte sich Widerspruch lohnen. Einzelne Parkplätze sind auch noch offen (z.B. Waldparkplatz Markersbach/Raum).

PS: Die Oelsener mögen mir bitte „Kuhdorf“ verzeihen, es ist ein schöner Ort mit niedlichen Gehöften und Ackerfluren und einer reizvollen Umgebung. Und einer der wenigen Orte wo im Winter meist noch richtig Schnee liegt. Ihr wisst worauf ich hinaus will.

2 Kommentare

  1. Ist schon wirklich unfassbar, was hier veranstaltet wird. Man vergleiche mal mit MeckPomm, wo die Gerichte in den letzten Tagen so einiges gekippt haben. Ich hoffe, du hast dir den Namen des unhygienischen Beamten besorgen können und wirst ihn anzeigen wegen Nichteinhaltung des Minestabstandes …

  2. Hallo Markus,
    gut daß Du die Nerven behalten hast.
    Alles Gute für Dich.
    ( Wir sind jetzt 14 Tage weiter und die Unsicherheit bleibt)

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