Randgebietsnotizen – ein felsenarmes Jahr

Baumsalat am Abzweig Schrammtor

In den vergangenen 2 Monaten war ich vornehmlich im Randgebiet der Sächsischen Schweiz unterwegs, meist außerhalb des Elbsandsteingebirges. Das hat mehrere Gründe: Die vergangenen Jahre war ich sehr, sehr viel und oft im Sandstein auf Tour. Einen großen Teil der Pfade, Aussichten und Felsen wage ich behaupten zu Kennen. Andere schöne Ecken sind derweil „untern Tisch“ gefallen. Beispielsweise das Osterzgebirge mit seinen Nebentälern. An vielen Orten war ich zuletzt vor 10 Jahren unterwegs, obwohl sie doch recht nahe liegen. Im Lausitzer Gebirge ist mir auch noch sehr viel unbekannt. Das fängt schon um Neustadt und Stolpen an. Auch das stärkere Interesse für die schöne Flora lockt mit außerhalb des Elbsandsteingebirges. Denn machen wir uns mal nichts vor: Oft begegnet man nur Borkenkäferfichten und Heidekraut. Der Nationalpark ist eine karge Landschaft. Wasserarm. Teiche Fehlanzeige. Egal wo man sich befindet: Braune Flecken toter Fichten prägen das Bild. Außerdem fühle ich mich nicht erst seit Corona mit der totalen Sperrung aller Wanderparkplätze als ungebetener Gast. In beinahe jeder öffentlichen Äußerung der Nationalparkverwaltung wird über illegale Boofer oder zu viele Menschen geklagt. Leute, welche die markierten Wege verlassen werden vorschnell diskreditiert. Es scheint völlig egal ob man mit einem Gaskocher verantwortungsvoll seine Mahlzeit warm macht, oder Nachts besoffen ein meterhohes Lagerfeuer entzündet. Kletterer haben ihre Privilegien, und der gemeine Wanderer hat gefälligst unten auf dem Weg zu bleiben und zu staunen. Der Nationalpark wird auf lange Sicht an Attraktivität verlieren, viele kleine (und große) Wege werden unbegehbar, denn was will eine Nationalparkverwaltung ohne einen einzigen Forstarbeiter gegen Tausende krachende Fichten unternehmen? Der Aufwand um die markierten Wege begehbar und sicher zu halten ist hoch genug.

Dafür werden die Randgebiete profitieren, wo es noch gesunde Mischwälder gibt oder der Sachsenforst mit aller Kraft gegen die Käfer kämpft. Also alles nördlich der Kirnitzsch und westlich der Gottleuba.

Ein paar Beispiele?

Trebnitzgrund

Brücke Trebnitzgrund

Das Seitental der Müglitz bei Schlottwitz ist für seine Ursprünglichkeit und Ruhe bekannt. Durch die meisten Täler führt eine Straße, sodass man immer einen Grundlärm hat. Hier Fehlanzeige. Lediglich ein Wanderweg führt hindurch. Auf einer Strecke von 5 Km befinden sich lediglich 3 Gebäude. 2 Ferienhäuser und die Ruine eines Ferienwohnheims welches jetzt von Fledermäusen genutzt wird. Pure Idylle. Aktuell blüht die Mondviole in großen Beständen. Es duftet nach Bär-Lauch. Rosafarbene Lichtnelken zaubern ein buntes Bild. Obendrein gibt es noch alte Wege oberhalb der Felsen zu erkunden. Manch einer würde es vielleicht als Felsenpfad titulieren.

Ulbersdorf

Herrliche Rhododendronblüte im Park Ulbersdorf

Die Tatsache, dass rings um Ulbersdorf kein Sandstein mehr zu finden ist, macht es nicht weniger attraktiv. Es ist ein typisches Randgebiet mit all seinen Vorzügen. Liebliche Aussichten vom Hutberg oder Schirm. Zahlreiche Schutzhütten und Bänke laden zum Verweilen ein. Der Blick schweift über das linkselbische Gebiet der Steine zu den Schrammsteinen, Affensteinen, Winterberge. Östlich tauchen die derzeit so fern gelegenen Böhmischen Berge wie Tannenberg, Schöber und Kaltenberg auf. Ein kleiner aber feiner Park mit allerlei botanisch interessanten Bäumen und Sträuchern. Aktuell blüht der Rhododendron herrlich. Ein altehrwürdiges Schloss, eine schöne Kirche. Ringsherum locken Sebnitztal und Schwarzbachtal. Bis vor 4 Wochen kannte ich den Ort überhaupt nicht. Jetzt zieht er mich magisch an. Die noch unbekannteren Höhenzüge nördlich Richtung Krumhermsdorf bieten vorzügliche Aussichten und ein hohes Erkundungspotenzial. Es lassen sich mühelos kleine und große Runden stricken.

Krabbenspinne

Und davon abgesehen ist das Vorhandensein von Felsgebieten auch kein zwingendes Muss für schöne Erlebnisse in der Natur. Froschkonzert, Schlangen und Wasservögel sind woanders zuhause und können einen Tag auch sehr abwechslungsreich, kurzweilig und entspannend gestalten. Von den wunderbaren Fotomotiven ganz zu schweigen. Ehrlich gesagt kann schon eine Krabbenspinne ein Highlight sein. Vor allem wenn man dann im Nachhinein erfährt, dass dieses Tierchen sogar die Farbe wechseln kann…

 

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