Herbsttour in den Affensteinen

Das goldene Herbstwetter zieht mich diese Tage immer wieder hinaus in unser schönes kleines Gebirge. Zum gestrigen Mittwoch hatte sich unverhofft Freizeit ergeben und ich wählte spontan das Kirnitzschtal zum Ziel. Ferienende, „Lockdown light“ und gesperrte Straßen sorgen seit Montag für eine ziemlich leere Sächsische Schweiz. Entsprechend waren nur wenige Wanderer unterwegs.

Ausblick Höllwandriff

Aufwärts ging es durch den Nassen Grund, heran an die steilen Felsen im Bereich des Sandloches. Ein Kletterzugang markiert den schönen Aufstieg – den Sandlochsteig. Auf halber Höhe lohnt ein Abstecher zur luftigen Boofe unter dem Sandlochturm. Das ist zweifelsfrei ein genialer Ort zum freiübernachten… im Sommer ist sie aber sehr häufig belegt. Geschmückt wird der Felsüberhang derzeit von tibetanischen Gebetsfahnen. Weiter geht es aufwärts auf die Höllenwand. Hier hat der Waldbrand vor 5 Jahren den Waldumbau vorzeitig in Gang gebracht. Brände sind niemals schön – gleich gar nicht, wenn Sie von leichtsinnigen Riff-Feuer-Idioten an abgelegenen Stellen verursacht werden. Leider wird das wohl immer mal wieder passieren, solange es Menschen gibt. Ob es dabei hilfreich ist, die sicheren Kochmethoden gleichermaßen 1:1 zu verbieten, wie Gaskocher & Co. sei mal dahingestellt. Aber als Beobachtungsfläche für eine natürliche Vegetationsentwicklung ist es schon interessant zu sehen, wie schnell die Natur sich selbst heilt. Mittlerweile wachsen hier vornehmlich Birken.

Ich zog nun weiter von Aussicht zu Aussicht. So langsam kam ich endlich auf andere Gedanken – weg von diesem schwachsinnigen Dauerzustand, in dem sich die Welt befindet. Ohne auf Details einzugehen: Entlang der oberen Affensteinpromenade gibt es wirklich tolle Riffe für den erkundungsfreudigen Wanderer und Fotografen. Hin und wieder sollen hier gar ganze Stativkarawanen anzutreffen sein 😉

grüne Stiege Teil 2

Bei den sog. Leuchterweibchen bin ich dann ganz versehentlich abgebogen* und fand mich vor einer der kürzesten, grünsten und unbekanntesten Stiegen dieses Gebietes wieder. Nun war ich ganz oben angekommen, in unmittelbarer Nähe des Carolafelsens. Unüberhörbar. Denn es flog mal wieder eine Drohne. Das ist dort fast immer so. Jeder der das permanent summende Geräusch kennt, weiß wie nervig das ist. Leider gehört das hier (und auch in den Schrammsteinen) zur Normalität. Zurück zum Positiven: Die Laubfärbung im Dom zaubert ein großartiges Bild. Vielleicht ist es die schönste Jahreszeit. Die toten Fichten werden durch die bunten Tupfer gut kaschiert, bevor im Winter alles wieder grau wirkt.

Nach dem Besuch der Aussichten an der Wolfsspitze und beim Gamshorn* trat ich dann langsam wieder den Heimweg an. Diese Aussichten gewähren nochmal einen schönen Blick über den Wildensteiner Wald (Borkenkäferwald) hinweg zum kleinen Zschand. Das Fichtensterben ist ja nun schon länger ein Thema. Aber seit 2020 trifft es auch die Kiefern. Und da reden wir über Bäume, die teils weit über 100 Jahre alt sind. Riffkiefern, welche bisher allen Bedingungen getrotzt haben. Die im Gegensatz zu den Fichtenplantagen natürlich gewachsen sind. Auch wenn die mediale Welt es verdrängt – solange noch Wasser aus dem Hahn kommt. Wir haben es seit 2018 mit einer außergewöhnlichen Dürre zu tun. Die sterbenden Riffkiefern sind ein Synonym für Veränderung und Klimawandel.

November-Steinpilz

Der Rückweg ging dann durch die Hölle, auch zahme Hölle genannt. Ein alter Steig, an dessen Wegesrand alte Jahreszahlen und Inschriften von einer einst regen Begängnis im 19. Jh. künden. Über den Jordansweg ging es zurück ins leere Kirnitzschtal.

*Versehentlich abgebogen = Eine detaillierte Wanderbeschreibung oder gar GPX-Track wird es hier nicht geben. Wer die ganzen Orte wirklich suchen möchte, wird sie auch finden. Als hilfreich erweisen sich alte Wanderkarten vom Schrammsteingebiet z.B. die von 1953 im Maßstab 1:10.000. Da sind wirklich noch fast alle Pfade drauf 😉

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