SBB positioniert sich – und erwartet Lösungen [UPDATE 14.03: Stufenplan und erste Informationen]

UPDATE 14.03.2021

Der Sächsische Bergsteigerbund hat im Gespräch mit Vertretern des Umweltministeriums und der Nationalparkverwaltung einen konkreten Stufenplan zur Erhaltung des Wanderwegenetzes im Nationalpark vorgelegt. Darin enthalten sind Forderungen, im aktuellen Jahr diverse Hauptwanderwege von Forstarbeitern vorsorglich im Einklang mit dem Naturschutz ohne große Technik freizustellen. In den Folgejahren sollen dann die bereits unpassierbaren Wege mit schwerer Technik beräumt werden.

Eine erste Einschätzung der Behörde zum vorgelegten Stufenplan ergab allerdings, dass für jeden Weg eine einzelne naturschutzfachliche Prüfung für forstliche Eingriffe notwendig ist! Und eine Entscheidung der Landesdirektion frühestens im Herbst 2021 zu erwarten wäre.

Den Stufenplan und die Pressemitteilungen des SBB sind nun auf einer eigens dafür eingerichteten Internetseite übersichtlich dargestellt:

https://bergsteigerbund.de/bergsport/wegesperrungen-im-nationalpark/ 

Meine Einschätzung: Es gibt nur 2 Möglichkeiten. Wenn man die Zugänglichkeit des Nationalparks für die nächsten Jahre gewährleisten will, dann muss man JETZT reagieren und wenigstens versuchen, das Hauptwanderwegenetz zu erhalten. Andernfalls sollte man ehrlich die Öffentlichkeit darüber informieren, dass weite Teile des Nationalparks in absehbarer Zeit für mehrere Jahre hin unzugänglich sind. In Schmilka und dem Kirnitzschtal wird es ab dem Frühjahr einen sehr großen Ansturm von Tagesausflüglern geben, auch vor dem Hintergrund das Tschechien als Ziel noch längere Zeit coronabedingt entfällt. Betrifft vor allem auch Kletterer.


Meldung vom 02.03.2021

In einer Pressemitteilung erwartet der Sächsische Bergsteigerbund einen Stufenplan zur Begehbarmachung der unpassierbaren Wanderwege. Man fordert den Einsatz von Spezialmaschinen und eine vorbeugende Gefahrenbeseitigung, wo es noch möglich ist.

Hier die Pressemitteilung des SBB:

Große Teile der Hinteren Sächsischen Schweiz wegen umstürzender Fichten bald nicht
mehr begehbar?

Sperrung Kletterzugang Löfflerschlüchte

Der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) erwartet einen Stufenplan zur Begehbarmachung der unpassierbaren Wanderwege. Das große Ausmaß von Wegen, die in der Hinteren Sächsischen Schweiz wegen des Borkenkäferbefalls nicht begehbar sind, wird von Wanderern und Bergsteigern nicht akzeptiert, zumal die Dauer der „Unpassierbarkeit“ ungewiss ist und etliche Jahre andauern wird. Auch für die Nationalparkgemeinden und die Touristiker in der Sächsischen Schweiz wird dies nicht akzeptabel sein, zumal diese durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronaepidemie vor große wirtschaftliche Herausforderungen gestellt sind.

Waren bis 2020 nur einzelne Wege unpassierbar, betrifft es mittlerweile weite Teile des Großen Zschands. Kürzlich erfolgte Vor-Ort-Begehungen ergaben, dass auch im Schmilkaer Gebiet, in den Affen­steinen und im Kleinen Zschand tote Fichten zu Hunderten in Kürze über die Wanderwege stürzen werden. Touristische Möglichkeiten und Angebote stehen somit in Größenordnungen in Frage.

Unsere Forderung: Zuerst sollten Umweltministerium bzw. Nationalparkverwaltung veranlassen, zeitnah entlang von wichtigen Wanderwegen die toten Bäume kontrolliert abzusägen, solange dies aus Sicherheitsgründen für Waldarbeiter noch möglich ist. Danach sollten wichtige unpassierbare Wege durch Spezial-Sägemaschinen (Gute Erfahrungen gibt es mit „Menzi Muck“ im Harz.) Schritt für Schritt freigeschnitten werden. Für diese wichtigen Arbeiten zur Wiederherstellung der Wanderwege muss der Freistaat Sachsen ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellen.

Der SBB bietet seine Mitarbeit bei der Ausarbeitung eines Stufenplans an.

Der Sächsische Bergsteigerbund mit seinen mehr als 16.000 Mitgliedern mit Ortsgruppen in
Pirna und Sebnitz vertritt traditionell sowohl Bergsteiger als auch Wanderer in der Sächsischen
Schweiz.

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Zu örtlichen Details:

Der gesamte alte Fichtenwald im Schmilkaer Gebiet und in den Oberen Affensteinen ist schon tot oder wird in Kürze absterben. Noch stehen fast alle toten Bäume und noch sind alle Wege und Pfade weitgehend begehbar. Aber erste umgebrochene Fichten hängen schräg neben den Wanderwegen. Es ist deshalb nur eine Frage einer (kurzen) Zeit, höchsten wenige Monate oder 1 Jahr, bis die Fichten zu Hunderten quer über den Wegen liegen. Ein stärkerer Sturm reicht aus und der Prozess beschleunigt sich. Das Szenario ist nicht auf einzelne Wege begrenzt, sondern betrifft zahlreiche markierte Wanderwege.

Zu naturschutzfachlichen Details:

Die Einstufung des Nationalparks Sächsische Schweiz in der IUCN-Kategorie II bedeutet ein Miteinander von Naturschutz und Erholung. Durch den betonten Prozessschutz gerät das Ziel Erholung, d.h. Wandern und Bergsteigen, im nächsten Jahrzehnt im Nationalpark unverhältnismäßig aus dem Gleichgewicht. Im Naturschutz bedeutet Prozessschutz allgemein gesagt: nichts tun. Bei einem strukturierten naturnahen Wald ist das verständlich. Aber worum es jetzt geht, das sind die gleichzeitig absterbenden Reste einer naturfernen Fichten-Monokultur, die man einst unter ganz anderen Rahmenbedingungen und mit anderen Zielvorstellungen als heute anlegte.


Ich finde es gut, dass der SBB klare Forderungen stellt und schließe mich dem vollumfänglich an. Weite Teile des markierten Wegenetzes in der Sächsischen Schweiz sind aufgrund Untätigkeit seitens der Nationalparkverwaltung im Umgang mit dem Fichtensterben von längerfristigen Sperrungen bedroht. Einerseits weil umbrechende Bäume Personenschäden verursachen können, und andererseits weil Wege blockiert werden bzw. schon sind. Das bereits jetzt – vorfristig – ein erheblicher Anteil (75%) zur Ruhezone erklärt wurde, lässt Zweifel darüber, ob in den nächsten Jahren wirklich eine komplette Beräumung und Wiederherstellung der markierten Wanderwege, Bergpfade und Kletterzugänge umgesetzt wird. Bei dem Absterben der Waldflächen handelt es sich nicht um einen natürlichen Prozess, sondern um die Folgen menschlicher Forstwirtschaft vergangener Jahrhunderte. Den Wald und die Besucher sich einfach selbst zu überlassen und nur mit Sperrungen oder Gefahrenhinweisen zu reagieren halte ich für den falschen Ansatz. Es muss im Einvernehmen mit Wander- und Bergsportverbänden sowie anliegenden Kommunen ein Konzept erarbeitet und besprochen werden, wie es in den nächsten Jahren weitergeht. Es muss auch offengelegt werden, mit welchen Finanzmitteln der Freistaat Sachsen diese aufwändige Beräumung finanzieren wird. Es geht hier um Schadensbeseitigung und Erhalt touristischer Infrastruktur als Eckpfeiler einer ganzen Region. Denn ein derartig beschleunigter Zerfall des kompletten Waldbestandes ist im Plan (Nationalparkprogramm) nicht vorgesehen. Es sollte auch die Möglichkeit diskutiert werden, Wege freizugeben oder neu zu markieren, welche außerhalb des kritischen toten Waldbestandes verlaufen. Letzteres wäre vorläufig sogar eine kostengünstige Alternative um den touristischen Ansprüchen weiter gerecht werden zu können.


Dem gegenüber steht die kürzlich veröffentlichte Pressemitteilung des Nationalparks, woraus die „Strategie“ hervorgeht, abzuwarten, bis alle Bäume umgefallen sind. KEIN SCHERZ!

[…]„Sobald es die Gefahrenlage zulässt, werden die blockierten Wege wieder freigeschnitten“ sichert Ulf Zimmermann, Leiter der Nationalparkverwaltung, zu. „Wir können aber nicht genau vorhersagen, wann das ist. Entscheidend ist, dass in unmittelbarer Nähe des Weges keine bruchgefährdeten Baumstämme mehr stehen.“[…]

[…]Vielleicht nutzen sie in der Zwischenzeit ein Angebot eines anderen Gebiets außerhalb des Nationalparks, wo die Gefahrenlage geringer ist.[…]


4 Kommentare

  1. Peter Zimmermann

    Markus, ich glaube, Du hast den Knackpunkt getroffen. Die NPV redet von Naturschutz und schützenswerter Artenvielfalt, dabei geht es eigentlich wirklich nur um die, vor kaum 50 Jahren selbstgeschaffenen Monokulturen, die dem jetzigem Wetter nicht standhalten. So viel Artenvielfalt kann da wohl kaum schon vorhanden sein, um da den Menschen herausschütteln zu müssen.

  2. Achim Althausen

    Das sehe ich auch so. Ob sich dann die Arten so ansiedeln werden, wie vorhergesagt oder gewünscht, würde ich stark bezweifeln. Der Klimawandel ist Fakt, alleine der wird dafür sorgen, dass es nicht so sein wird.

    Es geht doch nur um die Wege, meinetwegen nur die markierten, auf dem Rest kann man die Bäume, wenn es denn so sein soll, iegen lassen. Obwohl das Totholz dann für viele Jahre eine erhebliche Brandgefahr sein wird.

    • Es geht hier nicht nur um Naturschutz und Klimawandel.Unsere Sächsische Schweiz ist ein Kulturgut.Und es sollte erhalten bleiben. Die Behörde macht einfach nichts .Und daß alles seit 2018.

  3. Die abwartende Strategie der Nationalparkverwaltung als unterste Unterabteilung des Wirtschaftsbetriebs Sachsenforst begründet sich auch auf dem stetigen Personalmangel.
    Stattdessen werden großflächige Kahlschläge mit großem Maschineneinsatz gestemmt wie zwischen Lorenzsteinen und Winterstein. Und „ganz nebenbei“ hat man dann sogar noch Holz, was man zur Weiterverwertung abgeben kann, wenn auch aktuell nur zu einem geringen Preis…
    Allerdings muss man ehrlicherweise auch sagen, welche Mammutaufgabe die Verkehrssicherung von Straßen und Rettungswegen ist, die für die Verwaltung an erster Stelle steht und auch durchgeführt wird. Wenn da schon jeder Abschnitt 3-6 Wochen dauert, wie will man das für 50 km Bergwege bewerkstelligen ohne Leute?

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