Licht und Schatten im Nationalpark

Schießgrund

Die nicht immer so sonnigen Wintertage lockten mich zusammen mit Freunden mal wieder in Gebiete unseres Elbsandsteingebirges, welche dem natürlichen Verfall preisgegeben sind. Es gibt sowohl erfreuliche Entwicklungen was die Begehbarkeit mancher Wege angeht, aber auch viel Schatten.

Ich fange gleich mal mit den positiven Nachrichten an: Die Nationalparkverwaltung wurde nach heftiger Kritik im Winterhalbjahr aktiv und hat Verkehrssicherungsmaßnahmen an einer Reihe wichtiger Wanderwege durchführen lassen. Das betrifft z.B. Alte Kuhstallstraße, Hohlfelds Graben, Roßsteig, Heringsgrund, Lehne, Schießgrund, Quenenweg. Plus die ein oder andere große Forststraße im Rahmen der Instandhaltungsmaßnahmen für Rettungswege. Teilweise sorgen diese Eingriffe erst einmal für ungewohnte Ansichten. So wirken die gefällten Fichten im oberen Teil des Schießgrundes erst einmal fremd. Der Quenenweg im kleinen Zschand hat derweil einen ganz anderen Charakter bekommen. Wo gehobelt wird, fallen Spähne. Ich bin froh darüber. Auch im Hinterhermsdorfer Gebiet wurde gearbeitet, sodass beispielsweise die Kahnfahrt auf der oberen Schleuse weiterhin möglich sein wird.

Ein wenig überraschend wurde selbst der hintere Heideweg (WM grüner Strich) kürzlich manuell freigesägt. Es lag Anfang Januar kein Baum mehr quer und der Weg war bequem begehbar. Er führt auf den Königsweg. Jener wiederum ist seit über einem Jahr als unpassierbar ausgewiesen, aber man kommt zumindest bis zum Abzweig Frienstein immer noch halbwegs vernünftig durch.

Solch erfreuliche Entwicklungen sollten unbedingt erwähnt werden, denn auf Gebiet unseres Nationalparks ist es eben nicht selbstverständlich – vor allem dort, wo keine große Technik hinkommt.

unterer Wintersteinweg

Arbeiten erfolgten auch im Schmilkaer Heringsgrund. Im November trat dort übrigens der befürchtete Fall ein: Die Bergwacht wurde zu einen Rettungseinsatz im Bereich der Rübezahlstiege gerufen, und hatte dabei erhebliche Probleme. Erst nach einer Freischneide-Aktion der Freiwilligen Feuerwehr Bad Schandau konnte die verunfallte Person geborgen werden. Mittlerweile kann man wieder problemlos diesen Hauptwanderweg zur heiligen Stiege hinauf nutzen. An dieser Stelle sei mal der Hinweis zum bewegten Einsatzgeschehen der Bergwacht (LINK) erlaubt, in dem sich 2021 auch wirklich viele kuriose Einsätze finden. Leute die blind einer App folgen und irgendwo am wilden Grund abstürzen. Menschen, die von der Dunkelheit überrascht werden und geborgen werden müssen. Niemand von uns ist unfehlbar und es reicht ein unaufmerksamer Moment.. Unfälle passieren beim Klettern und Wandern. Über die ein oder andere Einsatzmeldung kann man aber echt nur den Kopf schütteln.

Wie schnell sich die Situation über die Begehbarkeit eines Weges ändern kann, sieht man am Beispiel des unteren Wintersteinweges. Im vorigen Frühjahr berichtete ich, dass der Weg die beste Alternative zu den unpassierbaren Raubsteinschlüchten zum Erreichen des Wintersteins darstellt. Während einer Exkursion vor einigen Tagen im Januar mussten wir feststellen, dass viele Bäume quer lagen und dieser Weg überhaupt nicht mehr zu empfehlen ist. Da die Raubsteinschlüchte aufgeräumt wurden, ist der Weg derzeit zum Glück auch nicht zwingend notwendig.

Exkursion Bärenfangwände/ gehackter Weg am 16.01.

Bärenfangwände unten

Wir wussten, es wird schwierig und anstrengend… aber die Begehung war schon äußerst grenzwertig. Bereits am Abzweig in den Raubsteinschlüchten liegen viele Bäume quer und Schrecken sicherlich den Großteil der Wanderer an der Begehung dieses Bergpfades hinauf zu den Bärenfangwänden ab. Man muss unzählige Bäume übersteigen und unterklettern, sucht sich im Zickzack seinen Weg durch das Totholz-Mikado. Im unteren, flachen Bereich sind geschätzt schon 2/3 der Fichten umgebrochen. Wo der Weg dann steil wird und die eigentliche Stiege beginnt, geht es etwas besser voran. Bis das nächste (alte) Problem auftaucht: Erosion. Im oberen Steilstück rutscht der Hang ab. Das ist über die Jahre immer schlimmer geworden. Eigentlich hätte es mal einen Arbeitseinsatz bedurft, in Anbetracht der aktuellen Situation kann man es erstmal vergessen. Auch oben auf dem Plateau der Bärenfangwände und dem gehackten Weg liegen immer wieder Bäume quer und eine Begehung ist müßig.

Eines ist klar: Dieser alte Aufstieg steht in der Prioritätenliste weit unten und wird so schnell nicht wieder gangbar gemacht. Im unteren Teil wäre der Einsatz schwerer Forsttechnik notwendig. Derzeit ist eine Begehung nicht mehr zu empfehlen und die Verletzungsgefahr in dem unübersichtlichen Gelände nicht unerheblich.

Ein Borkenkäferlehrpfad entsteht

Borkenkäferlehrpfad

Parallel zum Reitsteig unweit der Einmündung des Lehnsteigs entsteht derzeit auf ca. 150 m Länge ein neuer, schwebender Holzbohlenweg. Auf dieser Fläche fielen die Fichten bereits vor einigen Jahren dem Borkenkäfer zum Opfer. Es war eine der frühen, enger begrenzten Befallsflächen. Mehrere Informationstafeln entlang des Pfades werden die Besucher mutmaßlich über die positiven Aspekte des „natürlichen Waldumbaus“ informieren.

Solche Lehrpfade finde ich generell begrüßenswert, auch wenn die Nachhaltigkeit dieser aufwendigen Holzkonstruktion weniger gegeben ist. Doch es erscheint recht zynisch, wenn 250 m entfernt aufgrund fehlender Verkehrssicherung zeitgleich die Wege komplett verschwinden. Der Kletterzugang zur Rübezahlstiege ist nicht mehr begehbar, wir sind nach ca. der Hälfte umgekehrt. Das heißt: Wer die Stiege von unten kommend gemeistert hat, sollte sich nicht zu früh freuen, das Gelände ist weiter oben sehr unübersichtlich und zahlreiche Bäume liegen kreuz und quer, weitere werden umfallen.

Wie geht’s weiter?

Die Situation mit den Wanderwegen ändert sich beinahe täglich. Gerade das dauerhaft stürmische Wetter der vergangenen Wochen hat zweifellos viele weitere tote Bäume umbrechen lassen. Die Kletterzugänge und unmarkierten Pfade werden auf lange Zeit hin dem Verfall überlassen, denn es gibt auf den markierten Wegen genug zu tun. In den nächsten Wochen sollen noch einige Wege aus dem Stufenplan des SBB vorsorglich freigeschnitten werden. Das Zeitfenster für solche Arbeiten ist nicht allzu groß, denn ab April beginnt schon wieder der Horstschutz.

Empfehlenswert ist die interaktive Karte auf der website von Dr. Reinhard Wobst alias „zwinki“, wo unermüdlich aktuelle Fotos und Begehungen der kritischen Wege im Nationalpark zusammengetragen werden.

https://www.rotweinundradieschen.de/wegekarte.html

Informiert und diskutiert wird auch im Forum der IG Wander- und Stiegenfreunde. Dort kann jeder im „Wegeforum“ aktuelle Berichte und Fotos einstellen. Mitarbeit ausdrücklich erwünscht.

https://www.sandsteinwandern.de/


Galerie Spitzsteinschlüchte oben/ Unterer Wintersteinweg

Galerie Bärenfangwände/ gehackter Weg

Galerie Borkenkäferlehrpfad & unpassierbarer Zugang Rübezahlstiege oben

Galerie „Freigesägt“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.