Blühendes Osterzgebirge

Am vergangenen Pfingswochenende war das Osterzgebirge mein Wanderziel. Blühende Wiesen, Kräuter, Gräser, bunte Wildblumen und eine alte „Riesenburg“. Das Elbsandsteingebirge ist an den Pfingsttagen meist arg überrannt, insofern war das nicht wirklich eine Option. Wahrscheinlich sind es die besucherstärksten Tage im Jahr. Zum Glück gibt es für Tagesausflüge noch viele andere lohnende Ziele in Sachsen – wie z.B. unser schönes Osterzgebirge. Seit 2-3 Jahren findet bei mir die Pflanzenwelt mehr Beachtung. Leider war ich noch nie zur richtigen Zeit an den Bergwiesen unterwegs. Urlaub und andere Vorhaben verhinderten es bisher. Die ganzen seltenen Pflanzenarten kannte ich bisher nur aus Büchern… umso beeindruckender, wenn man mit eigenen Augen Trollblumen, Knabenkraut, Sibirische Schwertlilie, Fettkraut und vieles mehr sieht.

Blühende Wiesen am Sattelberg

Die Bergwiesen bei Oelsen und am Sattelberg sind berühmt-berüchtigt für ihre Artenvielfalt. Obwohl ich schon x-mal in der Gegend zu allen möglichen Jahreszeiten unterwegs war, gelang es mir nie, einen Blick auf die botanischen Kostbarkeiten zu werfen. Jetzt habe ich sie endlich zu Gesicht bekommen. Der Sattelberg selbst ist eigentlich auch ganz nett – wenn der dröhnende Verkehrslärm der darunterliegenden A17/D8 nicht wäre…

 

Osterzgebirgskamm mit Riesenburg bei Ossegg

Nach dem Grenzübergang Rehefeld/Moldava fährt man noch eine gefühlte Ewigkeit durch dichten Erzgebirgswald. Bis man endlich an einer Lichtung herauskommt namens Dlouha Louka (Langewiese). Wir befinden uns im Wintersportgebiet und im Sommer ist es hier eher ruhig. Mögliche Ziele sind die Talsperre Flaje, der Wieselstein, der Strobnik und die Riesenburg über Ossegg. Bei unserer kleinen nachmittäglichen Runde stand die Burg im Mittelpunkt. Schon erstaunlich, dass eine um 1250 erbaute und seit Jahrhunderten verfallene Ritterburg noch so gut dasteht. Sie macht ihren Namen alle Ehre. Aber auch die steilen Felsklippen am Eulenbach und das gleichnamige Tal mit schönen Kaskaden, sowie die Aussicht vom Stropnik haben diese Runde sehr abwechslungsreich gestaltet. Und in Dlouha Louka wächst schon am Straßenrand das ein oder andere interessante Pflänzchen.

Fürstenauer Heide

Um Fürstenau habe ich Pfingstmontag eine sehr ruhige Tour gemacht. Mir sind nur eine Handvoll Leute begegnet. Auch wenn hier nicht die ganz spektakulären Pflanzen wie in Altenberg gedeihen, so findet man dennoch eine vielfältige Flora und Fauna. Es müssen ja auch nicht immer extrem seltene Pflanzenarten sein, an denen man sich erfreut. Oder sie haben sich vor mir versteckt – ich nutze weitgehend die vorhandenen Pfade und latsche nicht quer über Wiesen, da seltene Pflanzen auch unabsichtlich zertreten werden können. Von der Traugotthöhe schweift der Blick weit bis in die Elbtalniederungen. Wollgras ziert die Feuchtwiesen.

Um Altenberg: Bergwiesen, Wasserfall, Holzfiguren, Fernsichten, Seen und Orchideenwiesen

Knabenkraut

Bei dieser wunderschönen Tour war es Gold wert, dass wir zu viert unterwegs waren. Acht Augen sehen mehr als zwei und so haben wir eine Fülle an Pflanzen für uns entdecken können. Zugegeben: Die Smartphone-App ist auch ganz hilfreich, um vor Ort das ein oder andere unbekannte Pflänzchen zu identifizieren. Da ich mich um Altenberg nicht so gut auskenne, war ich froh, dass Bernd diese Tour geführt hat. Es war eine der schönsten Runden der letzten Jahre, weil wir gefühlt alles gesehen haben, das Wetter nahezu Perfekt war und es wirklich auch überraschende Waldpfade zwischen den touristisch bekannten Punkten gab. Gleich zu Beginn haben wir uns die vielleicht artenreichste Bergwiese im Osterzgebirge vorgenommen. Am Geisingberghang gedeihen: Trollblume, Kuckucks-Lichtnelke, Hain-Wachtelweizen, Wiesen-Knöterich, geflecktes Knabenkraut, Glockenblümchen, Hahnenfuß u.v.m. Die Mischung dort ist phantastisch. Vor Beginn der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung unserer Wiesen und Weiden muss es an vielen Berghängen so ausgesehen haben. Dann zählte nach dem 2. Weltkrieg mit den landwirtschaftlichen Genossenschaften jeder Zentimeter Ackerland und bis heute schafft man es nicht, sich aus dieser zerstörerischen Struktur herauszulösen. Hänge entwässert, Bachläufe begradigt und verlegt. Ertrag um jeden Preis. Jetzt versucht man mit nennenswerten Aufwand in Millionenhöhe frühere Umweltsünden wettzumachen. Beim „Naturschutzgroßprojekt Bergwiesen Osterzgebirge“ werden seit 2000 Flächen aufgekauft, renaturiert und schonend genutzt.

Ich bin der Meinung, gerade die Region Altenberg geht einen guten Weg um wirtschaftliche Interessen, Tourismus und Naturschutz in Einklang zu bringen.

Als ich die „Orchideenwiesen“ an den Galgenteichen sah, hätte ich nicht gedacht, dass hier an dieser Stelle bis 1980er noch Biathlonwettkämpfe ausgetragen wurden. In den 90er Jahren war es dann eine Brachfläche und Deponie für Bauschutt. Nicht nur das. Wenn man dann auch noch den Wald sieht, große Flächen Fichtenbestände, welcher in den 80er Jahren aufgrund der Abgase vom böhm. Becken extrem geschädigt war und heute ein schönes Waldbild hinterlässt. Mittendrin einfach mal ein Holzfigurenpfad mit netten Skulpturen…Da ich kein Wintersportler bin, habe ich Altenberg bisher nicht so auf dem Schirm gehabt. Ich muss gestehen, es ist eine wunderschöne Ecke, die sehr viel zu bieten hat.

ME 04.06 – 08.06.2022

4 Kommentare

  1. Wunderschöne Fotos und eine gute Anregung, mal wieder ins Osterzgebirge zu fahren.
    Danke.

  2. Sehe ich genauso. Vor allem auf die Tierfotos und die zugehörige exakte Benennung bin ich ein klein wenig neidisch, Insekten fotografieren kann ganz schön schwierig sein.

    • Danke 🙂 Ja, besonders Schmetterlinge können einen in den Wahnsinn treiben..
      Da hilft meist nur Telezoom-Objektiv – auch wenn die Bildqualität und das Licht etwas leidet. Beim Benennen und generell hilft mir der Naturführer Osterzgebirge von der Grünen Liga, die pdf-Version gibts auch als download.

  3. Da wären wir uns fast über den Weg gelaufen, Markus.

    Unsere Pfingstentdeckung war Trebnitzgrund und Dittersdorfer Höhe.

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