Nationalpark in Flammen

Der Blick heute Abend vom Zirkelstein wirkt völlig surreal. Wie in einem schlechten Kinofilm. Der Schmilkaer Kessel ist von Rauch umhüllt. An verschiedenen Stellen zwischen Schmilka und Hrensko frisst sich die brennende Glut in die Felswände und Elbhänge. Funkenflug lässt immer wieder neue Brandherde entstehen. Von beiden Seiten steuern Löschhubschrauber auf die breite Feuerfront. Der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein… unwegsames Gelände lässt Feuerwehrleute nur schwer vorankommen. Um ehrlich zu sein, es erweckt den Anschein als wäre es völlig außer Kontrolle.

Sonntagfrüh wurde lt. tschechischen Medienberichten im Himbeergründel bei Hrensko ein Feuer gemeldet. Schnell waren Löschhubschrauber im Einsatz. Die Rauchwolke kroch am Abend über das Elbtal bis nach Dresden und sorgte für unangenehmen Geruch. Medienberichte lauteten einhellig: Alles halb so wild. Die Bilder von Facebook, Twitter, böhmischer Nationalparkverwaltung & Co. ließen hingegen das Gegenteil erahnen. Schnell waren es zwei Brandorte, auch in der Edmundsklamm brannte es. Nachts kann man nicht viel tun, nur beobachten. So breitete es sich langsam weiter aus. Der starke Südwind trieb am heutigen Montag die Flammen den Berg hinauf. Am Nachmittag war von Dresden die Rauchsäule immer stärker zu sehen. Ich beschloss mich auf den Weg zu machen… (gedanklich fast noch im Ostseeurlaub).

Die Bilder sprechen für sich. Je dunkler es vorhin wurde, desto krasser dieser Anblick. Was lange befürchtet wurde ist nun bittere Realität.

Stand 22.00 Uhr:

Ein großer Brand rtg. kl. Winterberg/Frienstein (?) war verdeckt sichtbar. Im Bereich des Kipphorns mehrere kleinere Glutnester. Der Buchenwald vom Gr. Winterberg sollte hoffentlich gut entgegen halten. Oberhalb der Johannespromenade auf tschechischer Seite dann eine breite Feuerfront am Hang. Edmundsklamm überall Rauch und Feuer. Rtg. Rainwiese waren auch Flammen zu sehen. Man sieht ja nur einen Teil. Keine Ahnung, wie man die nächsten Tage eine weitere Ausdehnung verhindern will. Brandschneisen gibt es ja nicht, das wäre wohl das effektivste. Das Angebot an Zunder mit Totholz und ausgedürrten Waldboden ist beinahe unendlich.

Nur Regen könnte  jetzt richtig helfen. Der ist aber nicht so richtig in Sicht. Eine Front ist heute  trocken hindurchgezogen. Alles nicht zu fassen. Das komplette Ausmaß ist vom Zirkelstein nicht zu überblicken. Mittlerweile wurde Katastrophenalarm für Sebnitz und Bad Schandau ausgelöst. In Schmilka und Hrensko sollen wohl einzelne Evakuierungen laufen? Und in den angrenzenden Ortschaften wird der Rauch sicherlich eine ernsthafte Gesundheitsgefahr. Im gesamten Waldgebiet zwischen Bad Schandau und Sebnitz besteht Lebensgefahr, denn durch Funkenflug kann binnen weniger Minuten ein ganzes Waldstück in Flammen aufgehen. Wir konnten das vom Zirkelstein beobachten, wie ein einzelner brennender Baum binnen 20 Minuten eine große Waldfläche in Brand setzt.

Die Medien waren bis heute Abend mit der Berichterstattung eher zurückhaltend. Ich hab es an vielen Reaktionen gemerkt, die der Meinung sind das wäre halb so schlimm oder vergleichbar mit dem Basteibrand? Es hieß erst, man hätte den Waldbrand im Griff? Wer das heute gesehen hat hegt laute Zweifel. Benötigt würde eine Armada von Löschflugzeugen/Hubschraubern um ernsthaft etwas zu bewerkstelligen, denn es sind mittlerweile viel zu viele Brandherde und das Gelände bietet oft nicht den Raum für vernünftige Löschaktionen.

Hauptsache man evakuiert rechtzeitig, das wichtigste sind Menschenleben. Und die Feuerwehrleute sollten bitte nicht völlig sinnlos in den Totwald geschickt werden. Es ist unkalkulierbar in der Nähe dieser Flammen und blitzartig können die wenig vorhandenen Rettungswege abgeschnitten sein.

Ich hoffe es geht gut aus – und das wenigstens noch ein erheblicher Teil der hinteren Sächsischen Schweiz verschont bleibt. Denkwürdige Tage sind das allemal. Der größte Waldbrand in der Region seit… ? Auch wenn nicht wenige vor einen möglichen Großbrand gewarnt haben. Das live zu sehen ist nur schwer realisierbar.

Hier ein paar gespenstige Eindrücke vom Abend

Diese 2 Fotos zeigen die gleiche Stelle mit 19 Minuten Differenz. Ein Funke vom schätzungsweise 200m entfernten Brandort hat eine Fichte mittendrin im Hang entzündet und im Handumdrehen brannte ein großere Bereich.

Und hier noch ein paar Videos (Freihand)

3 Kommentare

  1. Es macht traurig, das von weitem (DD) mit ansehen zu müssen. Rächt sich jetzt das „Nationalparkkonzept“, alles abgestorbene Holz im Wald liegen zu lassen?? Ich denke, das begünstigt doch die Ausbreitung der Brände?!

  2. Echt heftig. Und ganz schlimm, wenn selbst die tatkräftigen Tschechen es nicht unter Kontrolle bekommen. Bei uns wird ja erst mal abgewartet und dann eine Konferenz anberaumt …
    Ich sehe jedenfalls schwarz für das gesamte Gebiet Hintere Sächsische Schweiz/ Böhmische Schweiz. Bei dem Totholz hilft nur viel Regen, und der kommt frühestens Samstag – wenn wir Glück haben. Hoffentlich kommt niemand zu gesundheitlichem Schaden, und vielleicht lassen sich die Dörfer (Rainwiese, Hrensko, HiheDo) und Anwesen (K-tal) retten.

  3. Nachtrag: In Dresden ab Montag abend wieder dichter Rauch, man konnte kaum den Elbhang noch erkennen. Mussten nach 36° die Fernster die ganze Nacht geschlossen halten. Eigentlich hatte der Wind ja bereits am Vormittag gedreht, so dass der Rauch zunächst Richtung Bautzen und dann Oberlausitz zog.

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