Totholz im Nationalpark – Segen oder Fluch?

Eine kritische Betrachtungsweise mit eigener Feldstudie. Über abgestorbene Nationalparkwälder und Totholz als Lebensspender.

In den Jahren 2018 bis 2020 sind aufgrund starker Dürre und Borkenkäferbefalls weite Teile der alten Wirtschaftswälder im Nationalpark abgestorben. Mit einem Anteil von ca. 50 % ist die Fichte die häufigste Baumart.

Waldumbau – ob wir wollen oder nicht

Wildnis Kohlichtgraben

Ganz Europa kämpft mit dieser Problematik und es steht außer Frage, dass in der Forstwirtschaft neue Lösungsansätze für klimaangepasste resistente Wälder nach Vorbild des Urwaldprinzips entwickelt werden müssen. Monokulturen und reine Nadelwaldbestände haben keine Zukunft mehr. Das Belassen von Totholz im Wald ist ein Faktor der natürlichen Bestandsentwicklung. Gerade in stabilen Wäldern zersetzen sich abgestorbene Bäume und Äste rapide und tragen zu einer höheren Artenvielfalt bei. Humus wird angereichert und der Kreislauf bleibt intakt. Bisher war der Totholzanteil aufgrund der naturfernen Bewirtschaftung lediglich bei unter 10 m3/ha, was einem aufgeräumten Waldzustand entspricht. Bei jeder Störung, egal welcher Art, wurde sofort eingegriffen. Das Resultat sind bis dato artenarme Wirtschaftswälder.

Die vergangenen Dürrejahre und Fortsetzung 2022 führen zur Situation, dass die Forstbetriebe und Waldbesitzer im ganzen Land gar nicht mehr hinterherkommen, zeitnah sogenanntes „Schadholz“ aufzuarbeiten. Das führt zwangsläufig überall zu einem wachsenden Totholzanteil. Nicht nur die Nadelwälder sind stark in Mitleidenschaft gezogen, auch Laubbaumarten wie Buchen und Birken sind von sinkenden Grundwasserspiegeln und Trockenstress betroffen, werden krank und anfällig für Schädlinge.

Auf Sachsen bezogen hat seit 1990 aber ein Kapazitätsabbau in der Forstwirtschaft stattgefunden. Fachkräftemangel ist ein großes Thema. Forstarbeit wollen viele nicht mehr machen. Schlechte Bezahlung für schwere Arbeit bietet keinen Anreiz. Obendrein ist eine Rente mit 67 in diesen Job auch kaum realistisch, und so macht sich die wandelnde Demografie in dem Sektor besonders bemerkbar.

Diese ganzen Punkte führen in den nächsten Jahren unweigerlich zu Problemen in den Wirtschaftswäldern. Und so ist man jetzt scheinbar ganz froh über seine Schutzgebiete, wo man einfach mal NICHTS machen muss. Die Wälder brechen zusammen und man schaut zu und betreibt Monitoring. Eine wunderbare Sache für studierte Menschen und Verwaltungen, an denen es im Sachsenforst im Gegensatz zu den Waldarbeitern nicht mangelt.

Raubsteinschlüchte 2021

Nun besteht aber die Krux, dass ausgerechnet in diesen Schutzgebieten – allen voran Nationalparks – der Erholungszweck und die touristische Nutzung eine gewichtige Rolle spielen. Das kommt nicht von ungefähr, sondern hat sich am Beispiel der Sächsischen Schweiz in den vergangenen 300 Jahren so entwickelt und lässt sich nur schwer innerhalb weniger Jahre zurückdrehen, auch wenn das der Wunsch vieler Grüner Ideologen ist. Es gab zuletzt große Diskussionen über jeden einzelnen Meter Wanderweg, während gleichzeitig wie im Zeitraffer immer mehr tote Fichten zusammenbrechen und kreuz und quer in der Landschaft liegen.

Wir reden in Bereichen des Nationalparks nicht mehr über 40 bis 60 m3/ha Totholz, welche von Wissenschaftlern als Ziel zur Entwicklung einer höheren Biodiversität ausgegeben werden, sondern über 200 m3/ha oder mehr. Also nicht nur ein „bisschen Totholz, was man der natürlichen Entwicklung zu liebe liegen lässt“, sondern Berge toter Bäume. Stehend, hängend, liegend. Dazu eine dicke Nadelstreuschicht am Boden – Biomasse enormen Ausmaßes.

Und nun ist ein Streit entbrannt. Die einen sehen in toten Bäumen ausschließlich die Wiege neuen Lebens (BUND, Nabu, Umweltministerium). Andere finden es hinderlich, unästhetisch, und brandgefährlich (Feuerwehr, Kommunen, Wanderer)

Das Feuer-Paradoxon

Großbrand Hrensko

Man muss kein studierter Professor sein, um zu sehen, dass diese großflächigen Bereiche toten Waldes eine erhebliche ökologische Störung bedeuten. Während Totholz in einem intakten Waldsystem schnell mit zahlreichen Kleinstlebewesen besiedelt und Feuchtigkeit durchdrungen wird, ist es in den großflächigen Gebieten anders. Wir alle kennen und mögen diese grünen, mit Moos bewachsenen Baumstämme. Es hat einen mystischen Hauch von Urwald. Wildnis, wie sie im Buche steht. Herrliche Motive für Fotografen. Und gerade auch in der Sächsischen Schweiz immer mehr zu finden. Das erhofft man sich in den Nationalparks dieser Welt. Das Motto: „Natur Natur sein lassen“. Es beinhaltet eigentlich auch den Tatbestand, ökologische Störungen in den festgelegten Ruhebereichen tatenlos zuzusehen. Also Prozessschutz. Einerseits Schädlingsbefall. Das wurde gemacht. 2018 bis 2020 wurden großflächig die Wälder im Nationalpark von Buchdrucker und Kupferstecher befallen. Forstliche Eingriffe wurden weitgehend unterlassen. Andererseits betrifft der Prozessschutz auch Feuer. Nun brannte es auf sächsischer Seite fast ausschließlich in der Kernzone und es wurde Katastrophenalarm ausgerufen, die Bundeswehr angefordert. Luftunterstützung in einen Ausmaße, wie es noch nie jemals in der Geschichte ein Brandgebiet zu sehen bekam. Der Ministerpräsident kreiselt zusammen mit der Bundesverteidigungsministerin über dem „Katastrophengebiet“. Weder Kosten noch Mühen werden gescheut, um schnellstmöglich diese Brandherde zu löschen. Krisenmodus.

Zahlreiche neuere Publikationen belegen – und in dem Fall ist sich die Wissenschaft tatsächlich mal einig – die moderne Brandbekämpfung mit sofortigen und zielgerichteten Löschen bei Vegetationsbränden sorgt für ein zunehmendes Risiko größerer Flächenbrände. Das Zulassen kleinerer Brände hingegen sorgt für unterschiedliche Altersstrukturen und eine gesunde Bestandsentwicklung. Auf natürliche Art und Weise (z.B. durch Blitzschlag) entstehen seit je her in dichten Wäldern lichte Bereiche, die wiederum von anderen Arten besiedelt werden. Verbrannte Erde kann im Bodenbereich sogar initial für längst verschollene Pflanzenarten sein, wie ein Beispiel aus der Schweiz zeigt.

Eine internationale Forschergruppe beschreibt es so: „Das Paradoxon liegt in der Tatsache, dass durch das Vermeiden von Waldbränden um jeden Preis die potentielle Gefahr des nächsten Feuers mit der Zeit steigt, da die Ansammlung der Biomasse zusätzlichen Brandstoff darstellt, der Feuer verursachen und beschleunigen kann“. [link Quelle]

Es ist durchaus Paradox, dass der Brand in der Kernzone eines Nationalparks, der teuerste in der Geschichte Deutschlands sein könnte. Ausgerechnet dort wo „Natur Natur sein lassen“ gepredigt wird. Noch liegen die Rechnungen nicht auf dem Tisch…

Bitte nicht falsch verstehen: Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es richtig war, dort einzugreifen. Was auch damit zusammenhängt, dass unser kleines Gebiet völlig ungeeignet für den Zweck eines Nationalparks ist. Durch Funkenflug hätten im Handumdrehen Schmilka, das Kirnitzschtal oder Hinterhermsdorf betroffen sein können. Da geht es auch um Siedlungen und die Gefahr von Leib und Leben, wie man auf tschechischer Seite leidvoll erkennen musste. Die abgebrannten Häuser in Mezna befinden sich nur 100 m von der Kernzone entfernt. Gerade am 25.07./26.07. war die Situation völlig außer Kontrolle und man kann von Glück reden, dass auf Sächsischer Seite keine großen Waldflächen verbrannt sind.

Der große Brand ist ein Synonym dafür, dass eine über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft nur schwer mit dem Nationalparkzweck vereinbar ist. Der Mensch hat die Kontrolle abgegeben und kämpft nun mit den Folgen seines Tuns. Die verkohlten Waldstücke am Roßsteig oder in den Richterschlüchten sind sicher kein Aushängeschild. Zum Glück sind die verbrannten Flächen auf deutscher Seite überschaubar und die Natur wird sich an diesen Stellen vermutlich auch ohne unser Zutun zeitnah erholen. Nichtstun auf gesamter Fläche würde die Brandgefahr aber über Jahrzehnte hin anhaltend auf hohem Niveau halten – was für die Feuerwehrleute und unsere Region unzumutbar ist.

Totholzargument Bayrischer Wald vs aktuelle Messungen

Neues Leben im Totholz

Der Bayrische Wald wird immer gern beispielhaft als Vorreiter dieser natürlichen Waldentwicklung genannt. Dort führten in erster Linie starke Winterstürme für großflächiges Bruchholz in den Fichtenwäldern. Die Flächen wurden belassen, und so schlug in den Folgejahren der Borkenkäfer zu, und fraß sich auch in die angrenzenden Bestände. Es hat Zeit gebraucht, aber auf einigen Flächen ist durchaus ganz von allein wieder Wald gewachsen, wobei erneut die Fichte wieder eine größere Rolle spielt, da sie in den dortigen Bergwäldern auch ein natürliches Vorkommen hat.

Betrachtet man aber die Höhenlage und klimatischen Bedingungen, so kann man die dortige Entwicklung keinesfalls 1:1 auf die Sächsische Schweiz übertragen. Im Bayr. Wald haben wir eine Höhenlage von 600 m bis 1450 m ü.NN, bei uns ist es Flachland mit 200 m bis 550 m. Entsprechend groß sind die Unterschiede der Niederschläge bereits in durchschnittlichen Normaljahren. Im bayrischen Zwiesel (Tallage) fallen jährlich durchschnittlich 250 l/m² mehr an Niederschlag als in Lichtenhain-Mittelndorf und die Unterschiede sind mit steigender Höhenlage noch deutlicher. Richtige Dürre kennt man dort nicht.

Entsprechend hat in Bayern der neue Jungwald auch deutlich bessere Bedingungen. Totholz verrottet mit höherem Feuchtigkeitsangebot schneller. Hinzu kommen unsere Extremstandorte im Bereich vieler Felsriffe mit ganz anderen Standortbedingungen. Aber auch auf den felsigen Böden wurden in der Vergangenheit Fichten angebaut und die jetzt vielfach zusammengebrochenen Monokulturen stehen völlig vertrocknet da. In den Tallagen der Kirnitzsch, an den Nordhängen, oder dort, wo sich einzelne Fichten in Mischwäldern befinden, funktioniert die Zersetzung des am Boden liegenden Totholzes durchaus in überschaubaren Zeiträumen.

Messung Feuchtegehalt

In den überwiegenden Bereichen des Nationalparks ist aber eine gigantische trockene Brandlast entstanden. Verschiedene Messungen mit einem handelsüblichen Holzfeuchtemessgerät am Pohlshorn und Großstein ergaben einen Feuchtegehalt von 7 % bis 10 %, was bester Brennholzqualität entspricht. Da ich selbstverständlich nichts frisch abgesägt habe, ist nicht ausschließbar, dass im Kern etwas dickerer Stämme das Holz noch 2-3% feuchter ist. Logischerweise trocknet es zuerst außen ab, und das Gerät kommt nicht besonders weit in die Faser. Es würde an der Tatsache allerdings nichts ändern. (<15% Feuchtegehalt = Brennholz). Da innerhalb kurzer Zeit die gesamten Nadeln aller Fichten abfielen, wirkt diese dicke Schicht längere Zeit hemmend für neue Vegetation und sorgt für eine trockenere Oberfläche. Die tschechische Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz hat deshalb die Option stellenweise gezieltes Abbrennen dieser Nadelstreuschicht ins Gespräch gebracht, wobei die praktische Umsetzung in den Sternen steht. (Link)

Deutlich besser sieht es hingegen im Hohnsteiner Gebiet aus. So war zum Beispiel im Bereich des Halbenweges und Schindergraben wunderbares, sich zersetzendes, dickes Totholz zu finden, mit Feuchtigkeitswerten über 50 %. Dort findet man auch noch lebende große Fichten, was an anderen trockeneren Standorten keineswegs mehr der Fall ist. Sowie eine vielfältige Vegetation aller möglichen Baumarten im Unterwuchs. Das heißt, man muss sich auch im Nationalpark genau die verschiedenen Standorte anschauen und darf nicht pauschal von einen auf das andere schließen. Totes Holz KANN als zweifelsfrei als Wasserspeicher dienen. Totes Holz kann aber auch als Brandbeschleuniger dienen, wo in früheren Jahren nicht viel passiert wäre. Dummerweise gerade im Bereich unserer Felsriffe, wo wir zwischendrin eine alte, schützenswerte, potentiell natürliche Vegetation haben.

Meine Ergebnisse der Stichprobenmessung (DOWNLOAD pdf 4.6 MB)

Sächsische Schweiz = Mikroklima = Temperaturunterscheide auf engen Raum = unterschiedliche Standortbedingungen = unterschiedlich lange Zersetzungsprozesse.

Fichtenporling

Wichtig für eine, ich nenne es mal „gesunde Totholzentwicklung“, ist das nach Absterben längere anhaften der Borke am Baum. Die Rinde schützt effektiv vor Austrocknung. Nach Borkenkäferbefall und Absterben des Baumes konnte an vielen Bäumen der Fichtenporling beobachtet werden. Der Wurzelteller zieht am längsten Feuchte und so ist in den unteren 1-2 Metern noch ein höherer Feuchtegehalt, was erst einmal gegen eine höhere Brandgefahr spricht. In kühleren Tallagen, oder Seitentälern mache ich mir keine Sorgen, dort wird die Zersetzung schneller vonstatten gehen.

Ab einer gewissen Temperatur sterben diese Pilze leider ab und gerade in den lichten Totwäldern oberen Stockwerks haben die heißen Sommermonate in der Sächsischen Schweiz die Bäume völlig ausgetrocknet und dazu geführt, dass die für die Totholzentwicklung schützende Borke größtenteils abgefallen ist. An den nun kahlen Holzstämmen geht die Umwandlung in modriges Totholz weitaus langsamer vonstatten. Holzstämme kleiner und mittlerer Größe liegen nicht selten wie ein Mikado, perfekt luftig gelagert, kreuz und quer übereinander. Auch das am Boden liegende Holz wird durch die Nadelstreu vor Durchfeuchtung „geschützt“. Meine Stichproben am Großstein und bei den Pohlshörnern haben ergeben, dass es dort gleichermaßen trocken ist, egal ob liegend, stehend, hängend.

Lösungsansätze ohne Ideologie

Das ganze Szenario könnte sich durchaus ändern, wenn wir 2023 ff mehrere deutlich zu nasse Jahre hintereinander haben. Will man sich auf Petrus verlassen? Wohl kaum. Man hat jetzt die Möglichkeit, ein größeres notwendiges Netz an Zuwegungen für die Feuerwehr mit sanfter touristischer Nutzung zu verbinden, was der Attraktivität des Nationalparks keinesfalls Abbruch tut. Mit guten Willen könnte man problemlos zugefallene Kletterzugänge und Bergpfade auf Baumlänge freistellen, den ein oder anderen unmarkierten Weg, sowie alte Forstwege wiederherstellen, um effektive Zugänge in abgelegene Teile der hinteren Sächsischen Schweiz zu ermöglichen. Auch natürliche Taleinschnitte sollten genutzt werden um Zugänglichkeiten zu schaffen und kleinere Brandschneisen zu schlagen.

Buch Störungsökologie, Thomas Wohlgemuth

Mit Eingriffen auf kleinen Flächen wird sowohl dem touristischen Anspruch Rechnung getragen, als auch dem bisher ungenügenden Brandschutz. Der Natur entsteht mit diesen begrenzten Eingriffen und der lokalen Reduktion des Totholzes auch kein nachhaltiger Schaden, sondern im Gegenteil, es dürfte sich eher begünstigend auswirken. Bei dieser schieren Menge an abgestorbenen Bäumen wäre es auch absurd, eine maßvolle Reduktion in gewissen Bereichen als naturschutzrechtlich nachteiligen Eingriff zu deklarieren. Zumal Totholz von Laubbäumen qualitativ unbestritten als ökologisch weitaus wertvoller angesehen wird, als diese Massen an Fichtentotholz.

Es geht keinesfalls darum, den Wald aufzuräumen und kahle sterile Flächen zu schaffen, oder gar Hektarweise Holz aus den Wäldern zu räumen. Totholz hat eine schützende Funktion, was Wildverbiss angeht. An Hängen ist ein Netz liegender Bäume und Baumstümpfe weitaus besserer Erosionsschutz als kahl geschlagene Bereiche. Der Sächsische Bergsteigerbund fordert mit seinen Maßnahmenplan immer schon maßvolle Eingriffe und kein blindes Flächenroden. Auch die Interessengemeinschaft Stiegen- und Wanderfreunde hat in den vergangenen Jahren recht kritisch forstwirtschaftliche Eingriffe in den Kernzonen des Nationalparks beäugt. Mit dem massenhaften Absterben der Monokulturen ab 2018 hat sich die Situation aber entscheidend verändert und es Bedarf einer Reaktion.

Man sollte zudem keineswegs ideologisch die Augen davor verschließen, dass es sich bei all den abgestorbenen Fichtenwäldern um vor 60 bis 120 Jahren angepflanzte Flächen handelt, welche einen wirtschaftlichen Zweck dienen sollten. In Zeiten, wo plötzlich die Energiesicherheit für den nächsten Winter auf der Kippe steht, kann man die Ressourcen auch nutzen, indem man Teile des Totholzes zu Pellets verarbeitet oder als Brennholz kostenfrei an die umliegende Bevölkerung abgibt.

Es wäre echt wünschenswert, wenn Nationalparkverwaltung und Umweltministerium mal anfangen würden, vernünftige Zielstellungen zusammen mit den Menschen ringsum anzugehen und einen ausgewogenen Mittelweg zu finden. Wenn das nicht geschieht, gibt es in naher Zukunft nur noch Verlierer.

Ein guter Anfang wäre zum Beispiel den großen Zschand zur grenzüberschreitenden touristischen Nutzung freizugeben. Da sprechen wir gerade mal insgesamt über 1,4 Km Wegstrecke. Bei den Tschechen gibt es wohl Bemühungen, den Weg bis zur Grenze wieder feuerwehrtauglich auszubauen. Dann fehlen nur noch 700 Meter auf deutscher Seite. Touristisch würden beide Länder gut davon profitieren und gleichzeitig wäre es eine unumgängliche Maßnahme, wenn man Brandverhütung ernsthaft vorantreiben möchte.

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Abschließend noch ein paar weiterführende Informationen zu dieser ganzen Thematik, welche mir als Input gedient haben, denn ich unterstütze auch nicht jeden Scheiß und versuche mich immer wissenschaftlich einer Sache zu nähern:

https://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/17_0005355.pdf

Totholzanteil Bayrischer Wald NP 152 m3/ha !!!

https://www.nationalpark-harz.de/de/downloads/taetigkeitsberichte/Taetigkeitsbericht_NationalparkHarz_2020.pdf

Harz Brockenosthang 2020 184 m3/ha Totholz

https://totholz.wsl.ch/fileadmin/user_upload/WSL/Microsite/Totholz-CH/Links/2019EnzenhoferWWFAlt-undTotholzverbundsysteme.pdf

Essay über Totholz mit vielen Angaben

https://www.bund-northeim.de/fileadmin/northeim/PDF/36._Waldbrief_v._15.5.2021_Trockenschaeden__Borkenkaefer__Windwurf.pdf

Letzte zwei Seiten lesenswert, da wird darauf hingewiesen wie wichtig das Vorhandensein der Borke beim Zersetzungsprozess der Fichte ist.

https://www.wald-und-holz.nrw.de/waldblatt/rfa-05/2007-wie-lange-stehen-abgestorbene-kaeferfichten

Interessant, wie unterschiedlich lang dürres Totholz stehen bleiben kann.

https://tu-dresden.de/bu/umwelt/geo/ipf/fern/ressourcen/dateien/Beleg_Seiler_Forstkarten.pdf?lang=de

S.18 -> Feuer laufen lassen Prozessschutz?

https://www.wsl.ch/de/wald/krankheiten-schaedlinge-stoerungen/waldbrandfolgen/waldbrandflaeche-leuk.html

Hohe Artenvielfalt nach Brand

Das Buch „Störungsökologie“ von Thomas Wohlgemuth, Anke Jentsch, Rupert Seidl (Hrsg.)

Liest sich recht trocken – enthält aber wissenswerte Fakten über die Entwicklung von Störungsflächen

Meine Messungen: Doku-Feuchtemessungen_2022_Ehrentraut

Zum Schluss noch eine Totholzgalerie

4 Kommentare

  1. Super Abhandlung. Schick das Ganze, vor allem die Ergebnisse der Feuchtigkeitsmessungen, doch mal ans Umweltministerium, das wäre interessant, was die dazu sagen. Bin mir nicht sicher, ob die aktuelle Daten haben von jemanden, der wirklich vor Ort war.

  2. Achim Althausen

    Ganz toll recherchiert und beschrieben. Man müsste sich nur mal zusammen setzen und über die Tellerränder schauen.

  3. Glückwunsch!
    Eine kluge Problembeschreibung und Fragestellung, Zusammenstellung der Fakten, eigene Messungen, differenzierte Anlyse und schließlich umsetzbare Vorschläge für die Problemlösung: Eine Lektüre, die unaufgeregt weiterbringt. Danke!
    Ich wünsche eine breite Kenntnisnahme des Beitrags und Berücksichtigung bei den anstehenden Entscheidungen!

    • Vielen Dank euch drei für das Feedback. Freut mich, wenn ich den einen oder anderen erreiche. Wie bei so vielen Dingen im Leben hilft auch bei der Totholz-Problematik Schwarz-Weiß-Malerei nicht weiter. Es kann sich nun vor Ort jeder sein eigenes Bild machen. Man muss schon arg die Augen verschließen, um den Faktor Totholz als Brandbeschleuniger zu marginalisieren, wie es medial sogenannten „Experten“ oder Politiker tun.

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