Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende. Regional überschattet wurde es vom Großen Waldbrand im Sommer, welcher vor allem das Erscheinungsbild eines erheblichen Teiles der Böhmischen Schweiz nachhaltig verändert hat. Die deutsche Seite des Elbsandsteingebirges ist mit einem blauen Auge davongekommen. Viel wurde über Ursache und Wirkung diskutiert. Der Nationalpark in Frage gestellt. Was bisher nur von einzelnen Personen oder kleinen Grüppchen angesprochen wurde, wird nun auch in großen Stil überregional erörtert. Es dreht sich am Ende alles um das Thema, Natur und Mensch in Einklang zu bringen. Eingreifen. Nichtstun. Wir drehen uns im Kreis. Und das Leben geht trotzdem weiter.
Ein ungewöhnliches Wetterjahr
Meteorologisch kam dieses Jahr vieles zusammen. Es war in Teilen Deutschlands und speziell in Sachsen ein sehr trockenes Frühjahr und ein trockener Sommer. Sodass die Vegetation im Juli auch ohne Waldbrand einen trostlosen Anblick bot. Laubbäume wurden welk. Grünflächen allesamt braun gebrannt. Nachdem schon 2018 bis 2020 eine beispiellose Dürreperiode herrschte, hat die diesjährige Vegetationsperiode noch einmal einen Drauf gesetzt. Besserung kam im September mit Regen und der kühlere, feuchte Herbst hat die Situation dann glücklicherweise etwas entspannt. Der März bleibt als ungewöhnlich sonnenscheinreich in Erinnerung – 230 Sonnenstunden an der DWD-Station in Mittelndorf: klarer Rekord (128 Sonnenstunden sind der Durchschnitt).
Am 19. Juni wurde ein Hitzerekord für diesen Monat registriert mit 35,5°C. Diese vielen Wochen im Sommer bis Mitte August ohne nennenswerten Regen bleiben auch in Erinnerung. Das Jahr hat sich eingebrannt. Und künftig wird man bei jeder Wanderung in den Affensteinen oder am kleinen Winterberg daran erinnert. Schließlich brachte der Oktober nochmal ungewöhnlich warme Temperaturen zu uns. Für Aktivitäten draußen freilich nützlich und ich habe mich daran auch erfreut. Aber das an einen 30.10. nochmal Temperaturen um 25°C erreicht wurden und in Zinnwald-Georgenfeld z.B. der Oktoberrekord eingestellt wurde, 2 Tage vor November… das ist schon alles etwas verrückt. Zum Abschluss hielt 2022 noch ein paar winterliche Tage bereit, um uns einmal mehr aufs Glatteis zu führen. Soviel nur kurz zum meteorologischen Jahr.
Veränderung im Nationalpark
Für die Felsenheimat endet das Jahr mit einem kleinen Paukenschlag: Herr Zimmermann verlässt die Nationalparkverwaltung zum 31.03.2023 und wechselt nach Mecklenburg-Vorpommern. Man darf gespannt sein, wer danach die Leitung übernimmt. Wenn die Abschaffung des Nationalparks keine Option ist – und realistisch gesehen ist es das wohl nicht – dann ist jetzt wenigstens ein Neustart von Nöten. Und da muss man mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Alleine mit dem flächigen Fichtensterben haben sich die Rahmenbedingungen geändert. In der Form hat das niemand kommen sehen. Den Großbrand schon eher. Man muss neue Konzepte entwickeln und aktiv auf die Bürger zugehen. Der Sachsenforst ringsherum praktiziert das doch ganz vernünftig. Eine Stilllegung als Gebietsentwicklung ist nicht das gewünschte Ziel – im Prinzip gab es dafür auch nie eine Mehrheit. Dieser ganze demokratische Prozess einer Schutzgebietsausweisung wurde komplett übersprungen. Aber andererseits ist natürlich auch nicht alles falsch, was bisher gemacht wurde. Umweltbildungsangebote und Naturschutz sind und bleiben wichtige Themen. Forschung würde ich auch mit hinzuzählen. Das sollte man auch nicht komplett den Privatsektor überlassen oder in das Ehrenamt ausgliedern. Man blicke nur mal auf die Insel Rügen, mit der ich mich recht verbunden fühle. Da wird aus Profitgier alles zubetoniert und die lokale Bevölkerung guggt in die Röhre.
„Nationalpark“ heißt eben die entsprechende Schublade, wofür das Land Gelder lockermacht. Da wird nichts Neues erfunden. Wenn, dann müsste man an ganz anderen Strukturen etwas ändern und das geht nur auf politischer Ebene und damit außerhalb meines Betätigungsfeldes.
Der Große Zschand ab Neumannmühle wurde im November für den Wanderverkehr wieder freigegeben. Auch das ist eine gute Nachricht. Die Sperrung könnte man fast als Sinnbild für die Amtszeit des scheidenden Leiters titulieren. Ich habe bisher keinen einzigen Menschen getroffen, der die Sperrung nachvollziehen konnte. Die Gefahr entlang der Zeughausstraße ist keine andere als im Rest des Nationalparks, welcher von toten Bäumen gesäumt wird. Andere Wege wurden freigeschnitten – sei es im Rahmen des Waldbrandeinsatzes oder vorher schon. Das soll hier nicht unter den Tisch fallen.
Egal welches Prädikat unser einzigartiges Sandsteingebirge erhält: Mit absterbenden Fichtenwäldern kämpfen weite Teile Europas. Ich war im Herbst mehrfach im Lausitzer Gebirge (CZ) unterwegs. An vielen Ecken großflächige Kahlschläge. Auch dort verändert sich das Landschaftsbild nachhaltig. Viele Forstwege sind gezeichnet vom Einsatz schwerer Forstmaschinen. Lauschige Waldpartien haben sich in fünf Jahren zu kahlen, wüsten Flächen verwandelt. Man lernt die Landschaft neu kennen und muss wieder nach neuen Orten suchen, zum Erholen, zum Abschalten. Andernorts entstehen neue Ausblicke, von denen man nie geträumt hätte. Man muss sich unweigerlich auf die Veränderung einlassen und kann nicht ewig an alten festhalten.
In diesem Sinne wünsche ich allen Wander- und Naturfreunden sowie Besuchern meines Blogs ein paar schöne Weihnachtstage und einen guten Start in das neue Jahr 2023