Naturparkinitiative politisch gekapert?

Das ist die Schlagzeile, welche mir zur heutigen Veranstaltung der „Bürgerinitiative“ einfällt. Aber Nein – es war ja auch eine Veranstaltung des CDU-Regionalverbandes „Bastei“. Ich folgte heute einfach aus persönlichen Interesse dem Aufruf zur Podiumsdiskussion im Max-Jacob-Theater in Hohnstein mit der Überschrift: „Nationalpark im Wandel“.

Teilnehmer: Daniel Brade (BM Hohnstein und BI Naturpark), Stefan Thunig (BI Naturpark), Michael Geisler (Landrat Sächsische-Schweiz Osterzgebirge) und Peter Darmstadt (Kreisvorstand CDU). Letzterer übernimmt auch die Moderation des Abends. Oder er versucht es zumindest. Es werden verschiedene Spannungsfelder zwischen Lokalpolitik und Landespolitik angeschnitten. Zwischen dem Meinungsbild der 4 Teilnehmer gibt es kaum Differenzen. Alle sind sich einig, dass sich etwas ändern sollte. Die Schwarzmalerei vom 2012er Evaluierungsbericht ist weitgehend bekannt. Unbekannt scheinbar die Tatsache, dass jetzt schon mit 75% Prozessschutzfläche und damit die Entwicklung des Nationalparks vorzeitig abgeschlossen sind. Der nächste Schritt wird nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen.

Richtig Fahrt nimmt so ein Abend bekanntermaßen erst mit den Gästen im Publikum auf, wenn entsprechende Fragen oder Meinungen geäußert werden.

Es waren anfangs allerdings weniger normale „Bürger“, die sich Wort meldeten. Sondern ehemalige Lokalpolitiker. So stellte bspw. der ehemalige Landrat des Altkreises Sebnitz seine Sicht auf die Einführung des Nationalparks 1990 dar. Es verfestigt sich der Eindruck, dass der Nationalpark als höchste Schutzgebietskategorie den Lokalpolitikern übergestülpt wurde. Zeitweise wirkt es wie Realsatire, wenn CDU-Politiker über „die da oben“ schimpfen. Überfällig die Erwähnung eines Gastes, dass eben jene Partei seit 33 Jahren die Landesregierung und den Landrat stellt.

Amselfallbaude 100 m aufwärts verlegen?

Amselfall 2015

Leider wurden in den Beiträgen auf dem Podium sehr viele ungenaue Informationen gegeben. Da wird behauptet, es ändere sich nichts an der Schutzkategorie, wenn der Nationalpark in einen Naturpark umgewandelt würde, sei es dennoch Naturschutzgebiet. Nur um mal einen Punkt zu nennen. Dann wird von allen Beteiligten der Status „Landschaftsschutzgebiet“ Sächsische Schweiz schlecht geredet. Plötzlich geht es nicht mehr nur um den Nationalpark, sondern auch das LSG steht auf dem Prüfstand? Wer sich etwas auskennt weiß, dass es eine recht niedrige Schutzkategorie ist und fast ganz Deutschland aus Landschaftsschutzgebieten besteht. Der Landrat ärgert sich darüber, dass das LSG von der Nationalparkverwaltung verwaltet wird und damit indirekt der Landesdirektion. Es geht um Ausgliederung von Flächen. Es geht überhaupt den ganzen Abend nur um wirtschaftliche und kommunalpolitische Belange. Wandern interessiert keinen. Im Gegenteil: Herr Geisler lässt unmissverständlich durchblicken, dass Tagesgäste eher unerwünscht sind und wenig Geld bringen. Dass Caravaning nur Probleme verursacht. Die Amselfallbaude könne seiner Meinung nach problemlos 100 m oder 200 m aufwärts verlegt werden. Samt Wasserfall, oder wie??? Er findet es auch nicht in Ordnung, wenn 800 Leute am Tag auf einen Riff herumtrampeln, was eigentlich geschützt ist. Die Daten sollen von einer Wildkamera kommen. Sehr schwammig und wenig konkret.

Es ist der Zeitpunkt erreicht, wo ich mir wie im falschen Film vorkomme. Oder herzlich Willkommen in der Politik?

Obwohl ich selbst kein Freund vom Nationalparkstatus in der Sächsischen Schweiz bin, freue ich mich über die kritischen Wortmeldungen einer Handvoll Nationalparkfreunde im Publikum. Leider bleiben ihre Fragen und Bedenken mangels vorhandener Kompetenz auf der Bühne weitgehend unbeantwortet, was auch an der schlechten Moderation liegt. Zum Beispiel zur finanziellen Ausstattung eines Naturparks, wenn die entsprechende Verwaltung aufgelöst wird. Bisheriges Budget NPV 7 Millionen EUR vs 60.000 EUR (z.B. Naturpark Zittauer Gebirge). Diese berechtigte (!) Frage wird von den Kritikern nicht zum ersten Mal gestellt, darauf ist man doch vorbereitet? Leider Nein… Die BI gibt’s doch schon etwas länger und sollten ihre Argumente doch kennen.

Totholz diesmal kein Thema

Auf der Bühne redet man vom ökologischen Lastenausgleich zu Gunsten der Gemeinden. Das wünscht man sich. Kommentar eines Gastes: Genau diese Forderung haben ausgerechnet die Grünen im Bund auf der Agenda. Treffer. Herr Brade wünscht sich einen Radweg im Polenztal, eine Hängebrücke und den Klettergarten an der Burg Hohnstein, eine rollende Schwarzbachtalbahn. Mehr Tourismus. Manche Gäste wollen grenzübergreifend die Nationalparke vereinen und sind der Meinung, es wäre für irgendjemand von Vorteil, wenn es dann nur noch einen Nationalpark gibt zusammen mit Tschechien. Natürlich meldet sich auch Ivo Teichmann zu Wort, der die Parteizugehörigkeit wechselt wie andere ihre Unterhosen, und gefühlt sind alle Kommunalpolitiker anwesend, die Rang und Namen haben. Leider bringt keiner eine klare Formulierung zustande, was konkret gefordert wird und wie man sich die Zukunft vorstellt. Herr Thunig spricht immer wieder davon, dass das Recht verankert werden sollte, dass die Leute hier Tourismus betreiben dürfen und ihren Lebensunterhalt verdienen. Ich kann das gar nicht 1:1 wiedergeben.  Je öfter er das erwähnt, umso größer werden nicht nur meine Fragezeichen über dem Kopf. Es klingt irgendwie abstrus.

Dann meldet sich der neue Eigentümer von der Bastei und spricht über an Fülle an Vorschriften im Nationalpark, die ihm den Geschäftsbetrieb erschweren. Kritik ist sicher berechtigt. Aber ob sich ausgerechnet der Bastei-Chef aufregen sollte? Ich erinnere an den aufwändigen Neubau der Aussichtsplattform und auch die Schwedenlöcher wurden gerade frisch saniert – mit Millionen Euro Steuergeldern. Die NPV tut extrem viel dafür, um Gäste aus allen Herren Länder in sein Lokal zu schieben. Besucherlenkung. Während anderswo Wirtsleute um jeden Gast kämpfen müssen. Apropos: Geisler fordert eine bessere Besucherlenkung für die gesamte Sächsische Schweiz. Wenn es in seiner Verantwortung wäre, hätte er vieles anders gemacht. Was konkret, bleibt offen…

Meiner Meinung nach macht der Sachsenforst einen guten Job im linkselbischen Gebiet der Sächsischen Schweiz. Und die klammen Kassen der Kommunen kann man nicht der Nationalparkverwaltung anlasten. Gesperrte Wanderwege gibt’s im LSG nicht. Als Kletterer und Wanderer können wir uns da nicht beklagen. Nun auch noch das LSG aufzuweichen zu wollen lässt bei mir die Alarmglocken schrillen.

Keine NPV – aber dennoch ein Überraschungsgast

Von der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz war niemand anwesend. Es gab wohl keine Einladung, und man kann es ihnen nicht verübeln, wer stellt sich schon freiwillig dem Kreuzfeuer. Rückblickend können die Organisatoren froh sein, dass keiner da war, denn argumentativ ist man nicht wirklich auf der Höhe.

Aber dennoch gab es einen Überraschungsgast! Kein geringerer als Dr. Jürgen Stein, ehemaliger Leiter der hiesigen Nationalparkverwaltung und aktueller Leiter des NSG bzw. Wildnisgebietes Königsbrücker Heide. Er ist auch stellv. Vorsitzender einer nicht ganz unwichtigen Vereinigung namens „Nationale Naturlandschaften e.V.“, ehemals EUROPARC Deutschland. Die wäre übrigens auch Dachorganisation über dem Naturpark. Und als geheime Randnotiz von mir: Man ist auch dabei, die Naturparks in Deutschland etwas mehr Richtung Naturschutz zu trimmen…

Dr. Stein hat in seinen kurzen Kommentar auf den Punkt sehr treffende Bemerkungen gemacht, dass die Einführung des Nationalparks 1990 tatsächlich nicht ganz demokratisch war, im Verlauf aber durchaus Gemeinden und Verbände eingebunden wurden, auch in der Festlegung der LSG-Grenzen zur neuen Verordnung 2003. Jetzt – 33 Jahre nach Gründung des Nationalparks – so zu tun, als wäre man über Nacht  vom Regen in die Traufe gekommen, ist etwas scheinheilig. Zumal die hier Großteils versammelten Herrschaften in aller Regel nicht erst seit gestern politisch tätig sind. Die Großschutzgebiete sind Ländersache und die Gesetzgebung obliegt dem Freistaat Sachsen. Es sind keine Gesetze für die Ewigkeit und wenn man eine politische Mehrheit findet, lassen sich Verordnungen in Bezug auf Naturschutz auch ändern.

Das versucht auch die Hohnsteiner Truppe. Mehrheiten finden. Das ist legitim. An diesen Abend verschwimmen die Konturen restlos zwischen Politik und Bürgerinitiative. Ich weiß, dass im Hintergrund der Naturparkinitiative auch Leute sitzen, die weitaus mehr Ahnung von der Materie haben. Die waren heute Abend aber nicht anwesend oder blieben Stumm.

Es ist Schade, dass die Bürgerinitiative so politisch gekapert wird. Anders kann ich es nicht nennen. Als ich vor 6 Monaten an gleicher Stelle saß, war das noch anders. An diesen Abend vertritt die BI leider kaum mehr etwas von dem, was mir an Herzen liegt. Als Wanderer und Naturfreund, für den Erhalt der Kulturlandschaft und dessen Erlebbarkeit. Und ich bin mir sicher, auch viele Unterzeichner der Petition fanden sich an diesen Abend auf verlorenen Posten. Ich hatte oft den Eindruck, es herrscht viel Unwissen über Zonierung und verschiedene gesetzliche Schutzbegriffe. Und die hintere Sächsische Schweiz wurde eher theoretisch behandelt, weil den Hohnsteinern das Hemd näher ist als der Rock. Der Schulterschluss mit der Kreis-CDU mag helfen, politisch etwas mehr Druck aufzubauen. Aber: Bürgerinitiative und CDU – ob das so richtig zusammenpasst?

Ich halte es aber für einen folgenreichen Fehler, wenn eine Bürgerinitiative zu politisch wird. Das schreckt viele Menschen ab und der Abend war ein gutes Beispiel dafür.

 

 

 

14 Kommentare

  1. Oh weh, das muss ein schlimmer Abend für Dich gewesen sein – danke, dass Du Dir das angetan hast, um uns berichten zu können. Und da läuft anscheinend wirklich was in die völlig falsche Richtung.

    • Mathias Klimmer

      ch war auch vor Ort und sehe das ganze ein bisschen anders. Natürlich wird ohne politischen Einfluss nichts, egal was für eine Partei am Ruder ist. Das schlimmste was passieren kann ,wenn die Grüne Verbotspartei ans Ruder kommt. Wo damals der NP aus der Not durchgewunken wurde, war die DDR Volkskammer im Amt, da hatte die CDU als Blockflöte noch gar keinen Einfluss. Ich kann mich erinnern, es wurde weder ein Landkreis noch eine Kommune beteiligt geschweige dem Bürger(alles war noch im Aufbau). Fakt ist aber auch das Kommunen bei Bauvorhaben immer wieder ausgebremst werden entweder von NP Verwaltung oder von der Landesdirektion. Der Nationalpark böhmische Schweiz hat zum Beispiel jetzt gefordert 10 grenzüberschreitende Wanderwege wieder zu aktivieren. Das wird auch vom Landrat im vollem Umfang unterstützt. Gespräche dazu laufen mit dem tschechischen Umweltminister. Ich wäre froh, wenn die Hälfte zwischen Saupsdorf und Schmilka verwirklicht wird. Mir hat zum Beispiel die Rede vom ehemaligen Bürgermeister Moritz gefallen, der da sagte das der NP nur eine Bremse bei der Umsetzung von Vorhaben ist. Das große Ziel der BI ist ja die Umwandlung in einen Naturpark ,wo der Mensch nicht rausgeschützt wird und keine weiteren Wege gesperrt werden . Die BI setzt sich zum Beispiel ein für die Amselfallbaude ,Gaststätte Winterberg Kleinbahn Schwarzbachtal und durchgehender Radweg im Polenztal. Ich denke das ist auch im Interesse der IG und war Ziel bei der Gründung gesperrte Wege wieder zu aktivieren. Was mich betrifft, ich setze mich weiterhin dafür ein das jetzige Wegenetz zu erhalten und gesperrte Wege wieder zu öffnen. Zum Thema totales Betretungsverbot meint der Landrat ,das es nicht sein kann das auf einen Riff in der Kernzone sehr viele (er nannte auch die Zahl)Menschen den Weg nutzen. Das kann ich verstehen ,denn da wird unsere Heimat und Natur zerstört.

    • Als völlig falsche Richtung würde ich es nicht bezeichnen, der Abend war durchaus aufschlussreich. Nur liegt man natürlich nicht in allen Punkten 100% auf einer Linie, weil eben unterschiedliche Interessen gebündelt werden.

  2. Lieber Markus,

    habe zunächst vielen Dank für Deine bisherigen Beiträge bezüglich der Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz und somit auch diesen, wenngleich er kritisch ist. Doch diese Kritik ist auch genau unsere große Herausforderung bezüglich unserer (gemeinsamen) Kritik am Nationalparkkonzept für die Region und die damit verbundenen Entwicklungen. Das heißt, wir haben Kritik am Nationalpark und der damit verbundenen Naturschutzgesetzgebung für die Region, worauf sich die Bürgerinitiative gegründet hat und versucht (mit) eine Lösung zu finden und zu sein. Leider ist und wird das aber unweigerlich politisch, da eben Gesetze und Verordnungen von der Politik gemacht werden. Wir müssen somit versuchen damit zurecht zu kommen und unseren Weg vor diesem Hintergrund zu finden. Und das dies nicht gerade einfach ist, kannst Du Dir sicher vorstellen, denn unsere Erfahrung in dem Bereich ist nicht so groß, wenngleich wir Mitglieder haben, die etwas erfahrener sind.

    Letztendlich sind wir aber eine Bürgerinitiative und keine Politprofis und die (gewachsene) Arbeit, die mit der Bürgerinitiative einhergeht, ist enorm, da wir neben der Verfolgung unseres Ziels, die Region zu einem Naturpark umzuwandeln, auch noch als Interessensvertretung für einzelne Themen der Bürger agieren und neben unseren Erwerbstätigkeiten an Sitzungen und Besprechungen teilnehmen. Vor diesem Hintergrund sind wir natürlich für jede Unterstützung dankbar und laden Dich über Deine Beiträge hinaus gern dazu ein, ein aktives Mitglied der BIN zu sein. Du kannst Dich dann direkt in die Entwicklung – auch kritisch – mit einzubringen und uns zum Beispiel mit Deinem Talent sehr gute Beiträge zu verfassen bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen?!?!

    Ansonsten kannst Du Dir und alle anderen die Veranstaltung in den nächsten Tagen nochmal über unseren YouTube-Kanal anschauen und Dir dabei davon ein Bild machen, dass das Landschaftsschutzgebiet nicht auf dem Prüfstand steht, sondern die Verwaltung des Gebiets. Dazu besteht ein Naturpark aus Landschaftsschutzgebiet(en) und Naturschutzgebieten, weswegen wir bei Thema Naturpark auch fachlich mehr über die gesamte Nationalparkregion als „nur“ die Bereiche des heutigen Nationalpark reden. Stefan Thunig hat das zu Beginn versucht etwas klar zu stellen und wer sich mit der Kommunalpolitik in der Region beschäftigt, weiß, dass sich der Nationalpark durch die Nationalparkregion, welche vom Land und nicht dem Landkreis verwaltet wird, auf die gesamte Region auswirkt, weswegen sich zum Beispiel auch der ehemalige Bürgermeister aus Rosenthal-Bielatal zu Wort gemeldet hat. Was also die CDU bereits Eingangs zu ihrer Veranstaltung, zu welcher wir in gewisser Hinsicht auch „nur“ eingeladen worden sind, gesagt hat, ist, dass über alle anderen Themen den Nationalpark betreffend hinaus, diese erreichen möchte, dass das Landschaftsschutzgebiet wieder von den Kommunen und somit in gewisser Hinsicht von den Bürgern der Region verwaltet wird.

    Es ist somit ein sehr komplexes Thema mit einer hohen Gemengelage, bei welcher wir aber unser grundlegendes Ziel und die damit verbundenen Unterziele für die Bürger der Region nicht aus den Augen verlieren oder verloren haben – auch, wenn das bei dieser Veranstaltung leider nicht so hervorgekommen ist. An anderer Stelle, bei der Entwicklungskommission für die Nationalparkregion, ging zum Beispiel heute die Präsentation der BI , von der wir vor der CDU-Veranstaltung übrigens nicht wussten, ob wir diese überhaupt ansatzweise zeigen dürfen, ein ganzes Stück weiter und haben dabei den Schwerpunkt auf die Forderungen aus unserer Petition und einige spezifische Themen der Bürger gelegt.

    In dem Sinne – wir freuen uns, dass Du so ein aufmerksamer Beobachter und bisher Unterstützer der Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz bist und hoffen Dich auch mindestens weiter als kritischen Befürworter „hinter“ uns zu wissen. Dazu arbeiten wir gerade intensiv an einer konkreten Vision für die Region und hoffen damit für uns und alle andere die letzten Fragen bezüglich der angestrebten Zukunft als Naturpark Sächsische Schweiz klären zu können. Lass Dich also überraschen oder bringe Dich direkt mit ein – wir sind offen, wenn Du offen dafür bist, und wünschen Dir ansonsten weiterhin alles Gute und ein gute Zeit!

    Mit vielen Grüßen,

    Marco

    • Hallo Marco,
      vielen Dank für die Antwort und auch das Angebot einer Mitarbeit. Es war gar nicht meine Intention, die komplette Arbeit der Bürgerinitative infrage zu stellen oder schlecht zu reden. Ich weiß sehr wohl, dass auch im Hintergrund gut gearbeitet wird und die ganze Thematik überhaupt so vorangetrieben wird. Mein Beitrag entstand unter dem Eindruck dieses Abends und bezieht sich lediglich auf diese Veranstaltung. Die Überschrift „gekapert“ mag etwas überspitzt sein, aber an diesem Abend wurde auch ordentlich ausgeteilt und auch ein wenig Effekthascherei betrieben, wenn ich nur mal an den Vergleich mit Braunkohledörfern erinnere 😉
      Gut ist, dass die Dinge überhaupt so offen angesprochen werden – auf politischer Ebene nicht selbstverständlich. Es ist nachvollziehbar, dass man für seine Belange in der Politik Mehrheiten sucht. Das leuchtet mir ein. Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch und ich habe es im ersten Moment nicht als konspirativen Treff zwischen BI und local CDU unter Beteiligung der Öffentlichkeit verstanden. Aber eine Bürgerinitiative sollte doch in erster Linie den Rückhalt der Bürger suchen, eine breite Basis aufbauen und inhaltlich überzeugen. Wenn man eine Abschaffung eines gesetzlich verankerten Schutzstatus fordert, muss man doch den Leuten auch offen sagen wohin die Reise gehen soll. Wie die neue Schutzform aussieht, wie man eventuelle Finanzierungslücken oder Personallücken auffüllt oder mit neuen Konzepten umschifft. Man gehört zu den Akteuren, die etwas Bestehendes ändern wollen. Da muss man stichhaltige Argumente liefern um zu überzeugen.
      Strukturell wäre es deutlich besser gewesen, auf Fragen und Wortmeldungen aus dem Publikum direkt einzugehen. Denn so blieb doch vieles unbeantwortet.
      In Bezug auf das Landschaftsschutzgebiet haben Wirtschaft und Kommunen von Haus aus andere Interessen als die untere Naturschutzbehörde, welche normalerweise im Landratsamt angesiedelt ist, in dem Falle ausnahmsweise die NPV. Eine Behörde, die jeden Wunsch ohne einzelne Betrachtung durchwinkt entspricht aber auch nicht dem Sinn und Zweck von Landschaftsschutz. Vor dieser Veranstaltung hätte ich niemanden unterstellt, seine Projekte auf Gedeih und Verderb durchsetzen zu wollen. Jetzt erscheint es mir das aber etwas in einem anderen Licht. Wenn Herr Brade alles durchgesetzt bekäme, dann dauert es doch nicht lange, kommen auch andere Kommunen oder Investoren mit interessanten Ideen um die Ecke…. Da wären wir wieder beim Thema einer Seilbahn vom Elbtal auf die Bastei, was Ausgangspunkt einer berechtigten Schutzbewegung vor über 100 Jahren war. Das kann nicht die Zielsetzung sein, und daher müssen gewisse per Verordnung festgelegte Grenzen bestehen bleiben. Sonst droht doch die Gefahr, von einem Extrem in das andere zu fallen. Die Lage von Hohnstein ist einzigartig und fast kein anderer Ort steht so nah an den Highlights des Elbsandsteingebirges. Die angesprochenen Projekte sind nicht ganz unumstritten. Beim Thema Brandschutz oder Waldbewirtschaftung sieht das ganz anders aus. Da sehe ich viel mehr Übereinstimmungen. Das ist auch ein überregionales Thema, wenn man in den Harz oder anderen Nationalparks schaut.
      Kann es in Zukunft einen Nationalpark unter viel stärkeren Einbezug der Anwohner und Naturfreunde geben? Dann müsste man in der Landesregierung klare Kante zeigen. Die Chance bleibt offen. Die gesamte Sächsische Schweiz (Nationalparkgregion) in einen Naturpark zu vereinen, in dem es nur Gewinner gibt bleibt eine mögliche Alternative. Ich möchte das weiter unabhängig verfolgen, was aber nicht ausschließt das ein oder andere konstruktiv beizutragen und punktuell zu unterstützen. Den ein oder anderen kenne ich ja bereits persönlich.

  3. Danke für den Bericht. 1990 waren alle mit der Gründung des NP einverstanden, nichts von „übergestülpt“. Denn es ging darum, das Gebirge vor der Ausbeutung und Ausnutzung der beginnenden Marktwirtschaft zu schützen, was auch begründet war. Zitat von Rolf Böhm: „Wir alle haben uns damals sehr über den Nationalpark gefreut.“ Man hätte den NP so belassen sollen, wie er am Anfang war, daß alle Wege weiter begangen werden durften usw., eine Gebietsberuhigung war ja allein schon dadurch eingetreten, daß in manchen Bereichen keine Forstwirtschaft mehr betrieben wurde. Alles wäre weiterhin mit den IUCN-Richtlinien für Schutzgebiete der Kategorie II (Nationalparke) in Übereinstimmung gewesen. Daß ein langwieriger und bürokratischer Weg damit verbunden ist, nur um einen toten Baum fällen zu dürfen, hat damals wahrscheinlich niemand geahnt. Der ganze Ärger mit dem NP begann erst, als immer neue Forderungen von den Naturschützern aufgestellt wurden, Wegsperrungen, keine Borkenkäferbekämpfung mehr usw. Und wenn es nach dem Willen der Grünen geht, würde noch mehr gesperrt werden, nicht nur Wege, Parkplätze und Aussichten, der Wald würde noch mehr sich selbst überlassen werden und bei Waldbränden soll am liebsten gar nicht mehr gelöscht werden. Der NP ist nicht mehr das, was er am Anfang war. Vielleicht hat sich die BI gedacht, lieber eine Partei als Unterstützer, die auch die Naturpark-Forderung unterstützt, als gar niemand. Daß Politiker manchmal keine Ahnung von Natur oder dem Gebirge haben und nur gewisse Redewendungen gebrauchen, ist leider so. Siehe Minister Günther. Meine Erfahrung mit einem Naturpark (da ich im Naturpark Zittauer Gebirge wohne): die Finanzierung dort kann man nicht an einer gewissen Geldsumme festmachen, oder nur an der Unterstützung durch die Kommunen, es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, staatlicherseits, oder von Seiten der EU usw. Es wurde in letzter Zeit z.B. mit EU-Unterstützung ein grenzüberschreitender Wanderweg erneuert, oder der total erosionsgeschädigte Weg von den Rosensteinen zum Kelchstein erneuert. Was fehlt, ist der Steuermittelverschlingende Wasserkopf der Verwaltung wie im NP.

    • Ja, es war eine schleichende Entwicklung. Auch wenn ich diese nicht bewusst von der ersten Stunde an verfolgt habe sehe ich allein in der Entwicklung der letzten 10 Jahre etwas, wo man entgegensteuern sollte. Fördermittel aus diversen Töpfchen bekommen viele, so auch der Naturpark Zittauer Gebirge. Ich kann dir aber aus erster Hand berichten, dass man dort bei weitem nicht zufrieden ist mit den finanziellen Mitteln vor dem Hintergrund, dass man im Naturpark ja auch Naturschutz betreibt; gleichzeitig ländlicher Raum ist der per se stärker gefördert werden sollte.
      Konkret kann man sogar haargenau sagen, was der Naturpark für Geld erhält, denn es ist im Paragraph 52 SächsNatschG festgesetzt.
      Im Herbst hatte unser Ministerpräsident vollmundig mehr Geld für die Sächsischen Naturparks versprochen. Weißt du was daraus geworden ist? Der Naturpark Zittauer Gebirge bekommt jetzt jährlich 60.000 EUR statt 44.000 EUR vom Freistaat. 16.000 EUR mehr als im Vorjahr. 60.000 EUR brutto entspricht etwa den Lohnkosten einer einzigen Referentenstelle…..

      • Es ging mir hauptsächlich darum, was ein Besucher empfindet und sieht, wenn er im Nationalpark Sächsische Schweiz oder stattdessen z.B. im Naturpark Zittauer Gebirge unterwegs ist. Er sieht zuerst die Landschaft und denkt als allerletztes daran, wie wird das alles verwaltet und finanziert. Und wenn ein Wanderer oder Kletterer im Nationalpark nur abgestorbene und umgefallene Bäume sieht, gesperrte Wege und unpassierbare Kletterzustiege, erodierte Zugänge, und hausgemachte Probleme mit Waldbränden, dann sagt er sich, das gefällt mir nicht, irgendwas läuft hier falsch. Und wenn derselbe Wanderer im Naturpark Zittauer Gebirge unterwegs ist, und sieht, daß zwar auch hier der Borkenkäfer unterwegs war, aber abgestorbene Bäume nach und nach aus dem Wald geholt werden, daß Wege viel schneller und unkomplizierter freigeschnitten werden, daß man im Wald Pilze sammeln kann, daß Wege instandgehalten werden, daß man überall die Grenze überqueren kann, und trotzdem Naturschutz möglich ist mit erfolgreich brütenden Vögeln, dann sagt er sich, im Naturpark klappts besser und unkomplizierter als im Nationalpark. Da ist es ihm doch egal, daß im Verhältnis zum Nationalpark viel weniger Geld zu Verfügung steht und wo das herkommt. Was zählt, ist das Ergebnis. Mehr Nutzen mit weniger Geld. Funktioniert auch, wenn man nur will und richtig organisiert. Freilich ist man immer und überall unzufrieden mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln. Einige Naturfreunde arbeiten natürlich auch ehrenamtlich im Zittauer Gebirge, kontrollieren Wegweiser, Bergungsboxen usw., Vogelschützer schrauben jedes Jahr Ende Januar am Rand der Horstschutzzonen die gelben Sperrschilder an, usw. (ehrenamtliche Helfer gibts auch im Nationalpark), aber so wird vieles möglich gemacht ohne Finanzierung. Und das Naturschutzgebiet Jonsdorfer Felsenstadt oder an der Lausche funktioniert nach demselben Prinzip wie eine Kernzone, aber ohne großes Aufheben und ohne Ranger. Es wird gar nicht groß drüber geredet wie im Nationalpark. Und wenn mal einer abseits der Wege unterwegs ist, passiert auch nichts. Die Natur funktioniert trotzdem weiter, und der Tourismus auch. Und die Pilze wachsen, trotzdem sie gesammelt werden, auch jedes Jahr aufs neue. Ich glaube, es ist falsch, zu denken, je mehr Geld fließt, desto besser ist der Naturschutz.

        • Hans-Ulrich Kalb

          Danke für diesen Kommentar, er spricht die wesentlichen Punkte an, die ich als langjähriger Tourist auch so sehe. Mittlerweile wohne ich in Dresden und nutze jede Gelegenheit „meine“ Naturheimat immer wieder neu zu erschließen.

          Es gilt diese herrliche Kultur- und Naturlandlandschaft zu erhalten, zu schützen und auch weiterzuentwickeln.

          Nicht Geld und Verwaltungskapazität sind die wichtigsten Kriterien, sondern die Menschen, die Bürger und Touristen die ihre Sächsische Schweiz lieben.

          Diese Landschaft, die Kultur und die vielen Gespräche mit Wanderern, Einheimischen und Vermietern/Hoteliers etc. haben mir in den letzten Jahrzehnten soviel gegeben, das ich mich verpflichtet fühle, ein Teil durch aktives Engagement zurückzugeben.

          Über eine Kontaktaufnahme würde ich mich freuen.
          Beste Grüße
          Hans-Ulrich Kalb

  4. Björn Schwedes

    Danke für den Bericht und die konstruktive Kritik.
    Die Zuständigeit für das LSG an den Landkreis übergehen zu lassen, wäre sicherlich eine Art Aufweichung, aber das LRA würde mit dem LSG Sächsische Schweiz auch nicht anders verfahren, als mit den anderen LSG´s im Landkreis. Es wäre also nur fair. Die CDU möchte das Thema aufgreifen auch weil es sich kurzfristig und mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit umsetzten lässt. Nicht, dass es später wieder heist man verspreche den Himmel und hat sich an nichts gehalten. Ich denke wenn man wenigstens im LSG die Möglichkeit bekommt bspw. Parkplätze, Gaststätten etc. instandzuhalten oder an sinnvollen Stellen zu bauen, kann sich das positiv auf den Tourismus und den Nationalpark auswirken. Denn wenn es um den NLP geht, ist es sehr viel schwerer mit der Landesregierung über ein verändertes Vorgehen zu sprechen, insbesondere weil die Grünen hier eine Null-Toleranz-Linie fahren. Ich finde diese an vielen Stellen richtig, nicht aber wenn es um Touristische Ziele wie z.B. die Amselfallbaude oder auch wichtige Wanderwege geht. Der Tourismus ob es da um Klettern, Wandern, Naturbildung oder auch Radfahren geht, sollte auf dem Gebiet des Nationalparks an den dafür vorgesehenen stellen möglich sein und es darf keine Ortschaft benachteiligt werden. Ein Nationalpark wie er in vielen anderen Regionen möglich ist, die nicht wirklich besiedelt sind, kann es in in der Sächsichen Schweiz nicht geben.

    • Interessantes statement, Danke. Denn von dieser Forderung hatte ich bis zum Mittwoch nich nie etwas gehört oder gelesen. Wenn das wirklich allen betreffenden Gemeinden so sehr am Herzen liegt, sollte man versuchen diesen Hebel anzusetzen. Sofern man sich nicht auf einen Kuhhandel einlässt getreu dem Motto: Ihr bekommt euer LSG wenn ihr uns künftig im Nationalpark in Ruhe lasst…
      Aber da wird der ein oder andere schon aufpassen.

      • Björn Schwedes

        Ein Kuhhandel sollte es nicht sein, da stimme ich zu. Die Forderung ist auch neu und hat sich im politischen Willensbildungsprozess im Kreisverband der CDU ergeben. Es bleibt abzuwarten wie wir damit weiterkommen.
        Um Verordnungen und Gesetzte zu ändern, braucht es immer ein öffentliches Interesse und daran wird gearbeitet. Wenn wir genügend „Druck“ auf die Entscheider ausüben, kann sich auch etwas ändern.

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