Markierungsirrsinn an der kleinen Gans im Nationalpark

Am gestrigen Sonntag zog es mich einmal mehr ins Rathener Gebiet. Nach einen zweiwöchigen, traumhaften Alpenurlaub wollte ich mich langsam wieder in den Alltag zurückfinden. Vor wenigen Wochen war ich schonmal im Wehlgrund unterwegs. Da gibts noch das ein oder andere Fleckchen oder Pfad, welches mir nicht ganz so bekannt ist. Oder wo ich auf einer Wanderung „nur mit“ war. Also in größerer Gruppe schnell mal irgendwo hinterhergestiegen, ohne wirklich mitzubekommen, was links und rechts am Wegesrand los ist. Das Basteigebiet habe ich oft gemieden, aufgrund der vermeintlichen Masse an Touristen. Unter Kletterern ist der Wehlgrund sehr beliebt.

Gestern war es anders: In den frühen Morgenstunden regnete es etwas und so war mit Klettern nicht viel los. Beste Bedingungen, um den Tag mal in aller Ruhe ausklingen zu lassen. Dunkel und weit im Hinterkopf erinnerte ich mich an irgendwelche vergangenen Diskussionen um den Aussichtspunkt „Kleine Gans, Südaussicht“. Die einen behaupten, es sei als Kletterzugang markiert. Andere wurden wohl schon von Nationalparkrangern aufgegriffen und abgemahnt.

Nun sage ich ganz offen: Horstschutzregelungen und begründete Sperrungen akzeptiere ich genauso wie die meisten anderen meiner Wanderfreunde. Müll hinterlasse ich keinen. Rauche nicht. Verhalte mich ruhig und respektvoll gegenüber der Natur. Sinnlose Sperrungen hingegen tangieren mich herzlich wenig und dieser renitente Geist führt letztlich auch dahin, schwachsinnige Anweisungen zu hinterfragen.

Ich komme also die altehrwürdigen Treppen hinauf zur Aussicht bei der Wehlnadel.Bummm.

Verhau Kleine Gans AP Wehlgrundnadel

Zwei frische „X“-Schildchen weisen auf ein Verbot hin. Glühlampe im Fachjargon. Fein säuberlich wurde auch der Weg linkerhand verhauen mit abgesägten Ästen einer alten Kiefer. Gleichzeitig weist kurz vorher das Bergpfad-Symbol geradeaus Richtung Abgrund. Spätestens dort hat Otto-Normal-Stiegenfreund zahlreiche Fragezeichen über den Kopf. Die linke Aussichtshälfte ist versperrt, die rechte hingegen frei? Wie schnell sich die Welt ändert. Vor 3 Wochen war das alles noch nicht. Nur insider wissen: Der Klettergipfel rechts der Wehlnadel namens „Schalk“ beinhaltet u.a. einen Kletterweg Sprung 2. „Vom Massiv Sprung oder Überfall (V) auf kleinen Absatz an der O-Kante. Diese z.G“ heißt es im Kletterführer. Bis zu diesen Punkt ist eine Begehung also legal. Für die Wehlnadel hat sich leider noch kein todesmutiger Ketterer gefunden, welcher die wenigen Flugmeter vom Massiv aus final ins Gestein beißend und krallend überwindet. Und solange das so bleibt, wird dieser Aussichtspunkt wohl fortan nicht ohne Schweißperlen auf der Stirn bestiegen, mit der Angst im Nacken, von umherstreifenden Nationalparkwächtern ertappt und zurechtgewiesen zu werden. Im schlimmsten Fall droht eine Owi in Höhe eines Abendessens im Basteihotel. 

Früher war dort mal ein Geländer angebracht. Und auf sämtlichen alten Karten ist der Aussichtspunkt verzeichnet. Aber Ordnung muss sein. Wir sind hier in einen Nationalpark mit Wegegebot. Ringsum befinden sich zwar Kletterzugänge, aber diese zehn Meter zur Aussicht sind ein No-Go. Sicher gibt es genau an dieser Stelle besonders geschützte Pflanzen und Tiere. Dafür wird auch mal amtlich an der Kiefer gesägt um sie fein säuberlich als natürlich abschreckende Barriere an den Weg zu lenken.

Jetzt noch eine ganz große Preisfrage, nachdem ich 2 Wochen in minderwertigen Naturparks herumgetrieben habe, wo unverständlicherweise die ganzen seltenen Pflanzen in großen Massen wachsen und der Totholzanteil unverschämt niedrig ist: Wieso fühle ich mich in meiner eigenen Heimat als Wanderer nicht Willkommen?

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Man verpasst dort auf dem geschützten Riff übrigens nur diese Aussicht:

http://eissner-dresden.de/Elbsandstein/index.html#img=6D%20Mark%20II_06030_NAL.jpg

(Das ist übrigens die Website eines führenden Polizisten und guten Fotografen, der gern im Hubschrauber böse Buben im Elbsandsteingebirge verfolgt)

6 Kommentare

  1. Danke für die Info,war am13.11.2022 zuletzt dort gewesen herrliche Wanderung über Basteibrücke 8 Uhr und dann am Mönch und Felsenbühne zur kleinen Gans und Aussicht Wehlnadel.Diese Verwaltung gehört einfach abgeschafft.Anstatt verborgene Aussichten zu verbieten.Woran ich mich sowieso nicht halten werde .Der Gauleiter,sorry Ranger der dort im Rathener Gebiet zuständig ist sollte sich lieber auf der Basteibrücke aufhalten und darauf achten wie viele Zigarettenkippen im Wehlgrund landen. Diese schöne Aussicht werde ich auch weiterhin besuchen.👍

  2. Das ist natürlich eine Sauerei. Allerdings waren auf der Aussicht auch immer zu 99% Urlauber und Touristen, das wird jetzt der Nationalparkverwaltung zuviel geworden sein. Ich glaube aber nicht, daß wir als Einheimische dort Probleme kriegen. Aber nur paar Äste dilettantisch hinlegen und Kreuze an die Bäume machen, das interessiert doch niemanden, sondern erregt erst recht Interesse. Noch ist das kurze Stück Pfad zur Aussicht auf der Kletterzustiegskarte der Nationalparkverwaltung eingezeichnet, auch bei OSM, fragt sich nur, wie lange noch.

    • Die Aussicht ist weder still, noch geheim. Seit jeher überall eingezeichnet. Und trotzdem ist man manchmal ganz allein dort, weil die Highlights für 99% der Leute zurecht Basteibrücke und Felsenburg Neurathen sind. Eine Einteilung in Einheimische und Touristen finde ich persönlich nicht gut, genauswo wie die Darstellung mancher, dass man mit einen Seil über der Schulter ein besserer Mensch ist als mit einer Kamera in der Hand. Selfie-Boom und Selbstdarstellung mit Verkleidung und sonstwie finde ich zwar auch affig, aber solange mich die Leute in Ruh lassen……. sollen sie ihre Insta-posing-Bildchens doch machen.
      Allein schon der Gedanke im Hinterkopf, dass gleich ein Ranger um die Ecke kommen könnte und man sich während einer Pause wie ein Verdächtiger rechtfertigen muss. Das nervt einfach. Und der Grund? Kein Horstschutz, kein Riffschutz, sondern lediglich die Tatsache, dass noch kein lebensmüder Verrückter Sprung 7 auf/an die Wehlnadel gewagt hat: „Wegegebot im Nationalpark“.

      • Natürlich gibt es keine offizielle Einteilung in Einheimische und Touristen. Aber der Ranger merkt das schon, mit wem er es zu tun hat. Deshalb brauchst du auch keine Angst vor dem Ranger zu haben. Denn wenn du dort auf der Aussicht stehst und ein Ranger kommt, und du sagst ihm ganz freundlich, daß du in der Nähe wohnst, Naturfreund bist und seit Jahrzehnten hierher kommst, um ganz allein und still die Aussicht zu genießen, dann weiß der Ranger Bescheid und ihr kommt bestimmt ganz nett ins Gespräch. Dann erzählt er bestimmt auch, warum es zu der Sperrung gekommen ist. Es gibt natürlich auch Einheimische, die sich nicht benehmen, das ist klar. Aber wenn der Ranger solche Leute dort antrifft, oder andere, die vielleicht noch rauchen, oder Urlauber, die die Aussicht nur auf dem Handy entdeckt haben und nicht mal den Unterschied zwischen Kernzone und Ostzone wissen, oder irgendwelche Ausländer mit der Shisha-Pfeife, dann sieht das schon ganz anders aus. Das macht dann den Unterschied aus.

  3. Achim Althausen

    „Jetzt noch eine ganz große Preisfrage, nachdem ich 2 Wochen in minderwertigen Naturparks herumgetrieben habe, wo unverständlicherweise die ganzen seltenen Pflanzen in großen Massen wachsen und der Totholzanteil unverschämt niedrig ist: Wieso fühle ich mich in meiner eigenen Heimat als Wanderer nicht Willkommen?“

    Das kann ich nur bestätigen. Nach vielen Jahren Elbsandstein dieses Jahr Sommerurlaub in den Alpen. Auch als nicht Einheimischer fühlt man sich als Wanderer im Elbsandstein nicht willkommen. Seltene Pflanzen und Tiere sieht man an meinem derzeitigen Urlaubsort zu hauf und das Totholz ist weitgehend weg geräumt.

  4. Ich war am 25.Juni da und schon oft vorher. Massen habe ich da nie getroffen. Eine durch und durch willkürliche und unverständliche Entscheidung der NPV. Die Bevormundung durch diese nimmt Züge an, die nicht mehr tolerabel sind. Die Fotos der Aussicht zieren einige Bücher über die Sächsische Schweiz („Faszination Sächsische Schweiz“) und in Biwak letztens war die Aussicht auch zu sehen.

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