Schmilka 1000 – im Höhenrausch

Felssturz Poblatzschwände

Samstag hat es mich gerappelt. Es gibt so Tage, da muss man sich einfach mal auspowern. Wie fühlen sich 1000 Höhenmeter in der Sächsischen Schweiz an? Eigentlich war es eine Schnapsidee. Ich bin nicht gerade für Gewaltmärsche bekannt, sondern eher ein Genusswanderer. Bei der ein oder anderen Tour vergangener Jahre wurde sicher zufällig schon einmal diese Marke geknackt. Ich kann mich da z.B. an eine Sommertour erinnern, wo wir die stillen Gründe im Basteigebiet abgegrast haben, plus Honigsteine und Langes Horn bei Rathewalde…

Im Hochgebirge war ich noch nicht unterwegs und deshalb wollte ich so ganz bewusst mal eine Tour mit über 1000 Hm im Aufstieg planen und durchziehen. Hier im Elbsandsteingebirge ist das gar nicht so einfach, denn die meisten Anstiege belaufen sich „nur“ auf 200 Meter. Beispiel: Eine 13 Kilometerrunde mit Papststein, Gohrisch, Kleinhennersdorfer Stein und Pfaffenstein klingt anstrengend, bringt aber gerade einmal 650 Höhenmeter.

Den größten und schnellsten zu überwindenden Höhenunterschied hat man zweifellos in der Strecke Schmilka – Gr. Winterberg. Deswegen habe ich auch das Schmilkaer Gebiet für mein Experiment ausgewählt. Ganz nebenbei sind zahlreiche Aussichten (und nicht ganz zufällig einige meiner Lieblingsorte) sowie interessante Pfade eingebaut. Und kaum ein Meter soll doppelt gegangen werden. Ihr kennt meinen Anspruch 😉

Ich startete also Samstag 10 Uhr in Schmilka. Zufällig war unten vor der Nationalparkinfostelle der Teufel los, mit Musik, Knallerei. Faschingsgedöns. Falls ich heute irgendwo einen Ranger über den Weg laufen sollte, hatte ich direkt die passende Ausrede parat. Horstschutz hört sich anders an. Erstes Ziel waren die Poblatzschwände. Ich denke, die Vögel ließen mir den 15.02. gerade noch durchgehen. Da oben gibt es neben feiner Aussichten auch einen markanten Felssturz zu sehen. Schon komisch, vor 3 Jahren saß ich mal genau an dieser Stelle…

Pavillon

Vor vielen Jahren gab es mal einen Fahrweg in Serpentinen hinauf zur Weiberfähre. Man kann noch Reste von Trockenmauern erkennen. Viel ist nicht mehr vorhanden. Oben an der Weiberfähre sind bereits die ersten 400 Höhenmeter überwunden. Mein nächstes Ziel war dann das Bärenhorn, wo sich die sagenumwobene Siebenschläferboofe befindet. Über Kletterzugänge ist es erreichbar, und der Plan war, nach Besuch der Aussicht steil zum Königsweg hinabzusteigen. Die Schlüsselstelle, wo man 4 Meter abklettern muss, hat mich dann doch davon abgehalten. Das war mir zu grün und glitschig, und solo habe ich mir es nicht zugetraut. Also ging es alternativ über Försters Loch hinab. Als Entschädigung für die verpasste Aussicht habe ich mir dann den Heringstein als Abstecher gegönnt.

Der Königsweg zum kleinen Winterberg trägt zurecht seinen Namen. Ein sehr abwechslungsreicher Pfad, der trotz roter Markierung nur selten von Wanderern genutzt wird. Am Wappen habe ich Mittagsrast gemacht. Zwar ohne Aussicht. Aber den unangenehmen Südwind konnte man hier gut aussitzen. Nun folgt der zweite große Anstieg. Die Stufen hinauf zum kleinen Winterberg. Oben wartet eine der spektakulärsten Aussichten der Sächsischen Schweiz, mit Blick bis zur Lausche und dem Tannenberg. Nach kurzem durchschnaufen ging es weiter hinauf zum Pavillon. Seit 2015 ist der Weg über den kleinen Winterberg als Bergpfad markiert.

Am Lehnsteig

Höhenmeter sind das Thema – bis dato bereits 800 an der Zahl. Also ging es auf der anderen Seite über den Lehnsteig gleich wieder hinab. Bis zur Zwieselhütte. Rotkehlchenstiege hinauf. Hochzu eine tolle Stiege. In Gegenrichtung hat Sie ihre Tücken. Ursprünglich plante ich den Oberen Terrassenweg ein. Aber weil der Wind so unangenehm pfiff, bin ich auf der windabgelegenen Seite den dreifach markierten Hauptwanderweg gegangen. Direkt zur Aussicht am schwarzen Loch (Lehnhorn). Hier war es windstill und ein Blick auf die GPS-App von mapy.cz offenbarte eine vierstellige Zahl an Höhenmetern! Und das zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Erstmal Bier auf. Den Sonnenuntergang wollte ich mitnehmen. Geplant wäre jetzt hier Schluss gewesen. Breite Kluft runter und Ende. Nix da. Dann nehme ich eben noch die Schrammsteine mit. Schwarzes Loch runter. Mittelwinkel hinauf. Schrammsteingratweg zurück. Und DANN die breite Kluft hinab. Pünktlich kurz vor Sonnenuntergang konnte ich den Rauschenstein im Abendlicht erleben. Bei der grandiosen Aussicht „kleine Bastei“ war ich leider zwei Minuten zu spät. Die Stimmung war trotzdem genial. Der Abstieg über die Kahntilke in der Dämmerung war dann so ziemlich das anstrengendste des ganzen Tages. Einerseits lässt die Konzentration nach und der Weg ist teils unwegsam steil. Und abwärts gehen finde ich grundsätzlich anstrengender als hinauf. Klingt blöd, ist aber so.

Sonnenuntergang Aussicht kleine Bastei

Am Ende standen 1400 Höhenmeter im Aufstieg auf der Uhr. Und irgendwie habe ich noch Reserven gespürt. Am Ende fühlte es sich auch nicht wie ein Gewaltmarsch an. Sondern eher wie eine Genusstour. Schon den Folgetag kamen rasch andere Gedanken: Was ist möglich, wenn man 1 Stunde früher losläuft? Wenn die Tage länger werden? 2000? Ist überhaupt eine ordentliche Runde möglich mit so vielen Höhenmeter, ohne Wegabschnitte oder Aufstiege doppelt zu gehen? Einen Versuch wäre es wert……………..

Für Nachahmer hier die offizielle Version „meiner“ Schmilka 1000 mit 15,2 Km Wegstrecke
https://de.mapy.cz/s/fanepubeba

Und die bildlichen Eindrücke dieser Höhenrausch-Runde

Ein Kommentar

  1. Hallo Markus,
    diese Tour klingt echt fantastisch. Werde ich bestimmt mal nachgehen. Super schöne Fotos 🙂

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